Pirol

[503] Pirol (der), Pfingstvogel, auch Golddrossel und gelbe Rake gehört zu den Krähenvögeln, kommt als Zugvogel bei uns gegen Mitte des Mai an und zieht im Aug. familienweise wieder in südl. Länder. Seinen Aufenthalt nimmt er gern in Feld- und Vorhölzern, namentlich wo Laub- und Nadelholz untereinander steht, und nährt sich von Raupen und Insekten, so lange es noch keine süßen Beeren und Kirschen gibt, wegen der er in die Gärten kommt und bei seiner Gefräßigkeit leicht viel Schaden daran thut. Der Pirol ist neun Zoll lang und das Männchen sieht goldgelb mit schwarzen Flügeln und Schwanze, bekommt sein prächtiges Ansehen aber erst im dritten Jahre; das Weibchen sieht zeisiggrün und grau, überhaupt sehr unscheinbar aus. Er baut ein überaus künstliches Nest, das einem Körbchen mit zwei Handhaben ähnlich, mittels mehrer Bastfäden so fest an den dünnen Gabelzweig eines dichtbelaubten Baumes oder Strauches befestigt ist, daß kein Sturmwind demselben gefährlich wird. Die äußere Schicht desselben besteht aus Stroh, Hanf und grober Wolle, die darauf folgende aus Moos, Flechten und Spinnenweben, die innere aber aus zarten Halmen und Wurzeln. Der Gesang des Pirol ist zwar nicht mannichfaltig, aber überaus wohltönend, voll, laut und flötenartig; daß Regen bevorstehe, wenn er sich fleißig hören läßt, ist eine sehr unzuverlässige Wetterregel, weit sicherer aber kann man aus dem katzenähnlichen Miauen der Jungen auf ein heranziehendes Gewitter rechnen. Im Sommer sind die Pirole überaus fett und schmackhaft, doch kann man ihrer nicht leicht habhaft werden; im Käfig pflegen alte Vögel nur so lange zu leben, als man sie mit Kirschen füttern kann.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 503.
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