Rabe

Rabe

[614] Rabe (der), Kolkrabe, auch Galgenvogel, gehört zu den Krähenvögeln (s. Krähen), ist fast über die ganze Erde verbreitet, erreicht die Größe eines jungen Hahns und sieht durchaus schwarz; nur auf dem Rücken schillert sein Gefieder etwas ins Violette und an der Brust ins Grünliche.

Die Raben nisten auf den höchsten Bäumen, in unzugänglichen Felsenspalten und in den Mauerlöchern alter Ruinen, legen selten mehr als fünf schmuziggrüne, schwarzbraun gestrichelte Eier und brüten sie gemeinschaftlich aus. Ihre Nahrung besteht nach der Jahreszeit in allerlei Insekten, Würmern, Schnecken, Fröschen, jungen Vögeln, Vogeleiern, jungen Hafen, Maulwürfen, Mäusen, Rebhühnern, Obst und Aas, das sie stundenweit wittern sollen. Muth und große Schlauheit gehören zu den Eigenschaften des Raben, der auch in hohem Grade die Fähigkeit besitzt, Worte nachsprechen zu lernen, zuweilen selbst ohne daß ihm das Zungenband durchschnitten worden ist, und deshalb auch oft gezähmt wird. Da er jedoch mit seinen Gattungsverwandten die Vorliebe für glänzende Gegenstände theilt, so darf man, wo ein Rabe freien Zutritt hat, keine goldenen Ringe oder andere Schmucksachen, keine silbernen Löffel und dergl. liegen lassen, weil diese Vögel, was sie davon habhaft werden, davon tragen und in ihrem Neste oder an andern Orten verbergen, woher auch das Sprüchwort kommt: »Er stiehlt wie ein Rabe.« Ihr Alter sollen die Raben auf 100 Jahre bringen, sie werden jedoch bei uns wie Raubvögel weggeschossen, dagegen in England als nützliche Vögel, die allerhand schädliche Thiere vertilgen, geschont. Die Schwungfedern der Raben werden zum Federzeichnen gebraucht. Bei den Alten war der Rabe dem Apollo heilig und galt für einen weissagenden Vogel, dessen Erscheinen bei einem Heere für namentlich unheilbedeutend galt; wem man übel wollte, den verwünschte man zu den Raben und auch im Deutschen wird als Drohung wol gesagt, daß Jemand noch die Raben fressen werden, und ein ungerathenes, gegen seine Ältern liebloses Kind ein Rabensohn oder eine Nabentochter genannt; allein auch gegen ihre Kinder lieblose und gewissenlose Ältern werden als Rabenväter und Rabenmütter bezeichnet.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 614.
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