Rochen

[722] Rochen (die) sind eine Gattung höchst sonderbar gestalteter Fische, mit ganz plattem, einer breiten Scheibe ähnlichem, höchstens mit einigen Nägeln oder Stacheln besetztem Leibe, in welchen der Schwanz wie ein Stiel eingesetzt ist. Die Brustflossen breiten sich flügelartig an beiden Seiten aus; Augen und Spritzlöcher befinden sich auf der obern, das quergespaltene Maul und die Nasenlöcher an der untern Seite des Kopfes. Alle Rochen leben im Meere, gehören zu den Knorpelfischen, deren Skelett nur aus einer knorpelähnlichen Masse besteht und nie die Stelle der Rippen vertretende Gräten hat, und sind Raubfische. Viele Arten derselben bringen lebendige Junge zur Welt, andere pflanzen sich durch ziemlich große, von einer hornartigen, braunen Schale umschlossene Eier mit vier Spitzen fort, die den Namen Seemäuse von der Zeit her führen, wo man noch nicht wußte, für was sie eigentlich zu halten wären. Übrigens vermehren sich die Rochen nicht stark und nützen durch ihr meist genießbares Fleisch. Das wohlschmeckendste besitzt der Glattroche, welcher an den Küsten der Nordsee und des Mittelmeers nicht selten ist, eine Länge von 10 F. und ein Gewicht von mehr als 200 Pf. erreicht, gewöhnlich aber blos von 4 F. Länge und 30–40 Pf. schwer gefangen wird. Er hat einen glatten, mit zähem Schleim überzogenen Leib, der oben grau mit schwarzen Punkten, unten weiß aussieht, eine Stachelreihe auf dem Schwanze und wird getrocknet und in Fässer verpackt, weit und breit versendet. Fast ebenso geschätzt ist der Nagelroche mit kleinen Stacheln auf dem ganzen Körper und einer Reihe nagelähnlicher Stacheln auf dem Rücken, der bis 12 F. lang wird und aus dessen großer Leber die norweg. Fischer viel [722] Thran bereiten. Fast in allen wärmern Meeren zu finden ist der Stachelroche, welcher oben braun, unten weiß aussieht, sich durch einen gezahnten Stachel am Schwanze auszeichnet und auf der den Art. Fische begleitenden Tafel Abbildungen sammt dem Zitterrochen oder Krampffische mit dargestellt ist. Letzterer lebt im atlantischen und Mittelmeere, wird höchstens 4 F. lang, 31/2 F. breit und 50 Pf. schwer, hält sich meist im Schlamm und Sande verborgen und besitzt gleich dem elektrischen Aale die merkwürdige Gabe, elektrische Schläge bei der Berührung zu ertheilen, mittels der er ziemlich große Fische so betäubt, daß sie wehrlos seine Beute werden. Der Sitz dieser Kraft ist in den am Halse und Rücken dieses Fisches befindlichen, mit Schleim gefüllten und durch Querwände in mehr als 1200 Zellen getheilten Röhren, die von zahlreichen Nerven und Blutgefäßen durchzogen werden. Der Körper ist glatt, der Schwanz verhältnißmäßig kürzer als bei andern Rochen und das Fleisch weichlich und schleimig. Je nachdem der braune Rücken mehr oder weniger schwarze Flecken hat, unterscheidet man marmorirte, fünffleckige und einfleckige als Arten.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 722-723.
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