[753] Rotterdam, nächst Amsterdam die bedeutendste Handelsstadt des Konigreichs der Niederlande, liegt im Gouvernement Südholland am nördl. Ufer der Maas, etwa vier M. von ihrer Mündung und hat über 72,000 Einw.
R. wird von zahlreichen Kanälen und dem Flüßchen Rotte durchschnitten, das sich hier in die Maas ergießt und von dem es den Namen haben soll. Die Stadt hat die Gestalt eines ungleichseitigen Dreiecks, dessen Grundlinie sich an der Maas hinzieht, welche einen der besten europ. Seehäfen bildet und den Seeschiffen gestattet, ganz dicht an die Lagerhäuser zum Ein- und Ausladen heranzukommen. An der Maas entlang liegt ein prächtiger mit Bäumen bepflanzter Quai, de Boomtjes genannt, und in diesem die äußere oder Buitenstadt genannten Stadttheile befinden sich sehr schöne und ansehnliche Kaufmannswohnungen; durch die hohe Straße davon getrennt ist die innere oder Binnenstadt, welche viel enge Gassen hat. Unter die vornehmsten Gebäude gehören das der Admiralität, die Börse, die große 1472 erbaute St.-Lorenzkirche mit den Grabmalen der niederländ. Admirale de Witte, Kortenaer, John von Brakel, Joh. de Liefde, Jan van Nes und einer außerordentlich großen Orgel, welche nur von der in York übertroffen werden soll, sowie mit einem ansehnlichen Thurmewelcher zufolge einer Inschrift sich bald nach seiner Aufführung nach einer Seite geneigt, aber durch die Kunst eines niederländ. Baumeisters wieder in die senkrechte Stellung zurückgebracht worden sein soll. Es gibt hier bedeutende Schiffswerfte, Zuckerraffinerien, Branntweinbrennereien, Nadel- und Korkpfropfenfabriken, Haupterwerbsquellen aber sind die Schiffahrt und der Handel. Jährlich kommen an 1500 Schiffe hier an und nach Köln und dem Oberrhein sowie mit England besteht eine regelmäßige Verbindung durch Dampfschiffe. Seeschiffe, welche nicht über 15 F. tief. gehen, kommen über Briel oder Brielle, tiefer gehende von Helvoetsluys durch das Hollandsch Diep und deutsche Kil oder Fahrwasser nach R.; auch ist von 1827–30 ein Kanal erbaut worden, der Helvoetsluys mit R. verbindet. In den Vorstädten liegen zahlreiche Gärten und das Äußere der Stadt macht besonders auf den Fremden einen angenehmen Eindruck; überall herrscht eine lebhafte Thätigkeit und zahlreiche Baumgruppen im Innern von R. geben ihm einen sehr freundlichen Anstrich, obgleich viele von den ältern Gebäuden vier bis sechs Stockwerk hoch sind und die obern nach alterthümlichem Gebrauch über die tiefern vorspringen. In der Nähe der Börse steht auf einer Kanalbrücke die 10 F. hohe, eherne Statue des berühmten Erasmus (s.d.), nach dem auch noch immer die lat. Schulen R.'s benannt werden. Ebenso ist das kleine Haus, in welchem er geboren wurde, zu seinem Gedächtniß mit einer lat. Inschrift versehen und noch ganz in seinem alterthümlichen Zustande erhalten. Unter andern wissenschaftlichen Anstalten bestehen hier eine höhere Schule für Bau- und Zeichnenkunde und vielerlei Vereine und Gesellschaften für gemeinnützige und Bildungszwecke. R. erhielt in der zweiten Hälfte des 13. Jahrh. Stadtrechte und gewann allmälig an Bedeutung; 1563 ward es durch eine große Feuersbrunst verheert und 1572 von den durch Verrath eingedrungenen Spaniern geplündert. Als die erste unter den sogenannten kleinen Städten bekam es 1586 Sitz und Stimme in den Staaten von Holland. Durch Flüchtlinge aus dem von den Spaniern bedrängten Flandern und Brabant nahm in dieser Zeit die Bevölkerung sehr zu und selbst die schweren Zeiten von 1795–1813 thaten dem nachher allerdings schnellern Aufschwunge der Stadt verhältnißmäßig wenig Eintrag.