Sündflut

[335] Sündflut heißt nach der Mosaischen Erzählung im 1. Buche Mos. Cap. 7 fg. die allgemeine Überschwemmung, welche als göttliches Strafgericht für die Sünden der Menschen eintrat. Sie wurde durch einen vierzigtägigen Regen und durch das Austreten der Gewässer bewirkt, bedeckte die Erde bis 15 Ellen über die höchsten Berge, und vernichtete alles Lebendige, bis auf die Familie Noahs (s.d.), der sich mit den Seinigen und einem Paar aller ihn umgebenden Thiergattungen in einem auf göttlichen Befehl gebauten Schiffe rettete. Die Flut stand 150 Tage auf der Oberfläche der Erde, in ebenso langer Zeit nahm sie allmälig ab, und nach drei Monaten hatte sich das Wasser gänzlich verlaufen. Die Zeit der Sündflut dauerte demnach ein ganzes Jahr hindurch, und am Gebirge Ararat in Armenien landete Noah. Nach der gewöhnlichen Annahme fällt die Sündflut in das I. 1656 der Erschaffung der Welt, und in das I. 2327 (nach Andern 3547) v. Chr. Zur Bestätigung der Wahrheit des Mosaischen Berichts führt man die Allgemeinheit der Sage von einer Sündflut an, die sich bei den Chinesen, Indiern, Chaldäern und den alten Griechen findet, ja, auch die alten Amerikaner, besonders die Mexicaner, kennen einen zweiten Stammvater der Menschen. Nimmt man auch Rücksicht auf die Spuren animalischer Körper, die in Versteinerungen übergegangen sind und ursprünglich andern Klimaten angehörten, als unter denen sie jetzt gefunden werden, wozu noch die Beschaffenheit der Meeresküsten und der an verschiedenen Orten in der Tiefe der Erde aufgefundene Meeresgrund als besondere Merkmale kommen, so scheint das Vorhandengewesensein einer allgemeinen Überschwemmung der Erde außer Zweifel zu sein. Es ist jedoch hierbei immer zu berücksichtigen, daß die Nachrichten von einer solchen Überschwemmung nur sagenhaften Ursprungs sind, und daß sie wenigstens erst tausend Jahre später, als die Überschwemmung sich zugetragen haben soll, aufgezeichnet wurden.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 335.
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