Schemnitz

[68] Schemnitz, ungarisch Selmecz-Bánya, slawisch Stjawniza, ist eine königl. Frei- und Bergstadt in der honther Gespanschaft des Königreichs Ungarn. Sie liegt am Ursprunge des nach ihr benannten Flusses in einem engen, waldigen Felsenthale und auf den es einschließenden Anhöhen in einer schönen Umgegend gegen 2300 F. über dem Meeresspiegel. Ihre 17,000 Einw. bestehen größtentheils aus Bergknappen, Häuern, Waltbürgern (Gewerbschaften mit besondern Rechten und Freiheiten, welche sich mit Bergbau beschäftigen), sowie aus Bürgern, die sich von Handel und Handwerken nähren, und Beamten vom Bergamte. Sie hat zwei alte Schlösser, eine 1760 von Maria Theresia gestiftete Bergakademie, ein Forstinstitut, ein katholisches und ein protestantisches Gymnasium und zwei Zeichnenschulen, ist Sitz des Oberkammergrafenamtes für das nördl. Ungarn, eines Bergdistrictualgerichts und eines Salzamtes. In der Nähe derselben liegt ein Calvarienberg, welcher 1744–51 von den Jesuiten aus Beiträgen der Bürger und Häuer hergestellt wurde, und in einer Entfernung von zwei Stunden liegt das der Stadt gehörende eisenbacher Mineralbad mit schönen Anlagen. S. ist eine der wichtigsten Bergstädte, die es gibt, und ihre Gruben beschäftigen an 10,000 Arbeiter. Es wird namentlich Gold, Silber, Kupfer, Eisen, Arsenik und Schwefel gewonnen. Ehemals lieferte der hiesige Bergbau jährlich [68] 100,000 Mark Silber und noch im J. 1690 an Golde 1872 Mark. Gegenwärtig beträgt der Ertrag an Silber noch etwa 60–80,000 Mark und der an Gold 15–1800 Mark. Um für die Maschinen das nöthige Triebwasser zu erlangen, haben mit einem Aufwande von mehren Millionen Teiche angelegt werden müssen. Besonders merkwürdig sind die Werke in dem Dorfe Windschacht. Die Wassersäulenmaschine des Bergraths Schitko im Leopoldschacht fördert aus einer Tiefe von 180 Klaftern täglich 97,545 Cubikfuß Grubenwasser empor. Im Pochwerke setzt eine Dampfmaschine 72 Stampfer in Bewegung und im Ganzen sind über 900 Pocheisen in Thätigkeit. Ihren Unsprung verdankt die Stadt flander. und niedersächs. Colonisten, welche sie im 12. Jahrh. gründeten. Erst seit Ende des 16. Jahrh. haben die von den Deutschen bis dahin ganz zurückgedrängten Slawaken wieder um sich gegriffen und allmälig völlig das Übergewicht gewonnen.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 68-69.
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