Schnabelthier

Schnabelthier

[98] Schnabelthier (das), lat. ornithorhynchus, ist eins der merkwürdigsten Säugthiere, welches durch die Einrichtung seines Körpers mit den Vögeln Verwandtschaft hat und in Neuholland in Teichen und an Flüssen lebt.

Dasselbe bar einen Schnabel, welcher große Ähnlichkeit mit dem der Enten hat. Derselbe ist mit einer Haut bekleidet, welche an [98] der Wurzel einen lappigen Saum bildet. Im Maule hat es hinten oben und unten zwei platte Zähne, welche aus senkrecht stehenden Röhrchen zusammengesetzt erscheinen und keine Wurzeln haben. Übrigens hat das Thier keine Zähne. Wie bei den Vögeln ist die kurze Zunge hinten mit zwei fleischigen Spitzchen versehen, und wie die Vögel entleert es Koth und Urin durch dieselbe eine Öffnung. Die Eingeborenen Neuhollands versichern, daß das Weibchen weiße Eier von der Größe der Hühnereier lege und dieselbe ausbrüte, doch ist diese Behauptung noch nicht erwiesen. Der Leib ist flach und ähnlich dem der Robben und der Fischottern, geht in einen kurzen glatten Schwanz aus und ist mit einem dichten Haarfilz und längern glatten Haaren bedeckt. Die Füße sind kurz und haben Zehen mit Schwimmhäuten. Vorn ragt diese Schwimmhaut über die nach unten gerichteten Klauen hervor, breitet sich fächerförmig aus und läßt sich zusammenfalten; hinten reicht sie nur bis zur Wurzel der Klauen, sodaß diese über sie hinausragen. Das Männchen hat an der Ferse eine Spornkralle, welche mit einer Drüse in Verbindung steht, die über dem Schenkelgelenk und den Hüften liegt. Eine Röhre aus dieser Drüse mündet in eine Blase in der Fußaushöhlung, und wenn das Thier den Sporn zu seiner Vertheidigung braucht, so bringt es (ähnlich wie die Schlange mit den Giftzähnen) ein Gift in die Wunde, welches nach einigen Nachrichten sehr schlimme Folgen haben soll, nach andern nur eine leicht zu heilende Entzündung bewirkt. Das Schnabelthier hat ferner Backentaschen, ist theils rothbraun und unten silbergrau, theils schwärzlichbraun, wird 11/2 F. lang, bewegt sich lebhaft nach Art der Enten, schwimmt und taucht gut und sucht im Schlamme des Wassers seine Nahrung.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 98-99.
Lizenz:
Faksimiles:
98 | 99
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika