[121] Schwämmchen ist die allgemein gebräuchliche Benennung für eine besondere krankhafte Veränderung der die ganze innere Mundhöhle, den Schlundkopf und die Speiseröhre überziehenden Schleimhaut, welche sowol bei Erwachsenen als bei Kindern beobachtet wird, bei letztern jedoch häufiger und zuweilen in Verbindung mit einem lediglich durch sie bedingten Fieber vorkommt. Diese krankhafte Veränderung der Schleimhaut besteht darin, daß dieselbe sich in größern oder kleinern Bläschen von perlartiger, milchweißer oder auch ins Bräunliche und Schwärzliche spielender Färbung erhebt. Diese blasenartigen, zuweilen aber auch ganz unregelmäßig gestalteten Erhebungen können sich an allen in der Mundhöhle befindlichen Theilen zeigen, erstrecken sich nach vorn manchmal bis auf die Lippen und in die Mundwinkel, nach hinten bis in die Rachenhöhle und die Speiseröhre, ja zuweilen von da durch den ganzen Darmkanal hindurch bis zum After, vertrocknen nach kürzerer oder längerer Zeit und fallen mit Hinterlassung wunder Stellen, die nicht selten bluten und sich in kleine Geschwürchen verwandeln, ab, oft aber nur, um von Neuem und zu wiederholten Malen wieder zu erscheinen, sodaß sich mitunter ein solcher Ausbruch. sehr in die Länge zieht. Eine besondere Abart der Schwämmchen ist der sogenannte Soor, bei dem sich nicht einzelne Bläschen bilden, sondern das ganze Innere der Mundhöhle von einer dichten, weißen, speckähnlichen Haut bedeckt erscheint. Die Ursachen, von denen die Entstehung der Schwämmchen abhängt, können sehr verschieden sein. So entstehen Schwämmchen zuweilen bei Kindern als ein rein örtliches Übel in Folge von Unreinlichkeit, von Unterlassung des so nöthigen Ausspülens des Mundes, Sauerwerden der Milch im Munde durch Einschlafen an der Brust, bei dem leider noch so sehr beliebten Gebrauche von Zulpen, durch Füttern mit einem sauergewordenen Brei, im Gefolge von Säurebildung im Magen und Darmkanale, von schwacher Verdauung, Durchfall, Ruhr, bei Erwachsenen hauptsächlich in galligen, zu fauligen Zuständen hinneigenden Fiebern, beim Skorbut und Faulfieber, als Zeichen großer Lebensschwäche zu Ende abzehrender, mit großer Erschöpfung verbundener Krankheiten, als kritische Erscheinung in manchen katarrhalischen Epidemien und zuweilen im Nervenfieber, endlich auch in Folge des durch langen oder überhaupt übertriebenen Gebrauch des Quecksilbers herbeigeführten Speichelflusses oder unmäßigen Tabackrauchens u.s.w. Gehören Schwämmchen in der Mehrzahl der Fälle auch nicht grade zu den unbedenklichen Krankheitserscheinungen, ja verkündigen sie zuweilen das nahe bevorstehende Erlöschen des Lebens, so haben sie doch andere Male auch nicht viel auf sich. Im Allgemeinen sind sie bei Erwachsenen, besonders bei sehr an Jahren vorgerückten oder sehr geschwächten Personen, bei solchen, welche schlechte Säfte haben, von größerer Bedeutung als bei Kindern, bei denen sie oft nur durch örtliche Einwirkungen erzeugt werden. Das Meiste kommt in dieser Beziehung auf die ihnen zu Grunde liegende Krankheit an. Im Allgemeinen sind die kleinern, runder gestalteten, durchsichtigen, hellen, [121] perlfarbigen, einzeln stehenden, nicht in zu großer Menge aufschießenden, sowie nicht allzu schnell und allzu häufig sich wieder erzeugenden unbedenklicher, als die sehr milchweißen und undurchsichtigen oder gar bräunlichen und schwärzlichen, zumal wenn sie dicht beisammen stehen und dick aufliegen, schwer abfallen, sich sehr schnell wieder erzeugen, Geschwüre, brandige Stellen u.s.w. zurücklassen, zu Blutungen Veranlassung geben. Als ein wirksames und doch unschuldiges Hausmittel bei Schwämmchen kleiner Kinder, die, wie schon erwähnt, meist von örtlichen Einwirkungen herrühren, verdient das von Zeit zu Zeit zu wiederholende Einflößen eines schwachen Aufgusses von Feldkümmel Empfehlung.