Sforza

[174] Sforza (die Familie) spielt im 15. und 16. Jahrh. in der Geschichte Italiens und besonders der des Herzogthums Mailand eine bedeutende Rolle. Ihr Stifter war ein Bauer aus der Romagna, Namens Jakob Attendolo, geb. 1369, der das Kriegshandwerk ergriff und Condottiere, d.h. Anführer von Miethstruppen, wurde. Als solcher trat er in die Dienste des Königs von Neapel und erhielt den Namen Sforza, d.i. Erzwinger. Er hinterließ seine Scharen und sein Ansehen seinem Sohne Franz S., welcher im Dienste des Herzogs Philipp Maria Visconti von Mailand seinen Namen noch gefürchteter machte und sogar dessen Schwiegersohn wurde. Er war eben im Kriege mit den Venetianern begriffen, als sein Schwiegervater starb; da schloß er mit den Feinden Frieden, zog vor Mailand, zwang es zur Übergabe und ließ sich zum Herzoge wählen (1448). Nach seinem Tode (1466) eilte das Haus seinem Untergange entgegen. Sein Sohn, ein grausamer und wüster Mensch, wurde 1476 ermordet. Dessen Sohn, Johann Galeazzo S., war noch unmündig und wurde später von seinem Oheime Ludwig Moro verdrängt und wahrscheinlich vergiftet. Ludwig Moro unterstützte den Zug Karl XIII. von Frankreich nach Neapel, um den dortigen König Alfons zu beschäftigen und zu verhindern, dem Johann Galeazzo S., seinem Schwiegersohne, Hülfe zu leisten. Später gehörte Ludwig Moro indeß zu dem Bündnisse gegen die Franzosen, wurde von dem König Ludwig XII., Karl VIII. Nachfolger, 1500 gefangen, und starb 1510 im Gefängnisse. Seine beiden Söhne Maximilian und Franz S. sind die bekanntesten und spielen eine Rolle in den Kriegen zwischen Karl X. und Franz I. Jener setzte sich 1512 durch Vertreibung der Franzosen wieder in Besitz seines Herzogthums, mußte dasselbe aber, 1515 bei Marignano besiegt, an Franz l. gegen ein Jahrgeld abtreten. Als Franz I. von Karl X. geschlagen worden war, gab dieser 1525 Mailand an den jüngern Bruder, Franz S., da Maximilian unterdeß gestorben war. Franz starb 1535, Mailand kam an Philipp II. und blieb bei Spanien bis zum span. Erbfolgekriege. Der oben erwähnte Franz Attendolo hatte noch einen natürlichen Sohn, Alexander S. (1409–73), welcher eine in Pesaro bis 1501 herrschende Seitenlinie gründete. Eine andere Seitenlinie des Hauses S. war mit der fürstl. Würde des röm. Stuhls und des röm. Reiches im Kirchenstaate beliehen und ist erst in neuester Zeit ausgestorben.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 174.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: