Spiessglanz

[247] Spiessglanz, Spießglas, Spießglanzkönig, Antimon, Antimonium ist ein schweres unedles Metall, welches häufig in der Natur vorkommt, jedoch nur selten gediegen, gewöhnlich mit Schwefel verbunden. Das Schwefelantimon kommt auch theils gereinigt, theils ungereinigt (Grauspießglanzerz) unter dem Namen rohes Spießglanz in den Handel. Die Herstellung des reinen metallischen Spießglanzes aus demselben geschieht theils durch Zerlegung des Schwefelantimons mit Eisen, theils durch Behandlung der Spießglanzasche mit rohem Weingeistpulver, theils endlich durch Verpuffung eines Gemenges von 16 Theilen Schwefelantimon, 12 Theilen Weinstein und 6 Theilen Salpeter und darauf folgendes schnelles Schmelzen. Das metallische Antimon ist silberweiß, glänzend, von stachlig-kleinblättrigem Gefüge, beinahe siebenmal so schwer als Wasser, spröde, leicht pulverisirbar und wenig hart. Bei schwacher Rothglühhitze schmilzt es und verflüchtigt sich darauf bei Zutritt der Luft in weißen geruchlosen Nebeln. Man bedient sich des reinen Antimons besonders zur Herstellung verschiedener Metalllegirungen, namentlich derjenigen, aus welchen die Buchdruckerlettern bereitet werden, sowie zur Bereitung verschiedener Farben und Arzneimittel. Wichtig sind mehre chemische Verbindungen des Antimons. Mit Sauerstoff geht es mehre Verbindungen ein. Das Antimonoxyd, im unreinen Zustande Spießglanzglas, kommt natürlich als Antimonblüte vor. Es entsteht als der beim Glühen des Antimons erwähnte weiße Nebel, der sich als zartes Pulver oder als glänzende Nadeln an kalten Körpern niederschlägt. Eine andere Verbindung mit Sauerstoff ist die antimonige Säure, im unreinen Zustande Spießglanzasche genannt, welche man durch Rösten des Schwefelantimons, unter Zutritt der Luft, gewinnt. Die dritte genauer untersuchte Verbindung mit Sauerstoff ist die Antimonsäure, die natürlich als Antimonocker vorkommt. Dieselbe ist ein gelbes unschmelzbares Pulver. Anderweitige Verbindungen des Antimons sind die mit Stickstoff, Chlor (Spießglanzbutter, Algarothpulver oder Lebensmerkur), Kalium (schweißtreibendes Spießglanz), Natrium, Calcium und besonders mit Schwefel. Die Reinigung des natürlich vorkommenden Schwefelspießglanzes geschieht durch Ausschmelzung. Das Erz wird in Töpfe mit durchlöchertem Boden gebracht, dann stellt man diese Töpfe über andere, welche in die Erde gegraben sind, und macht um die obern bedeckten Töpfe Feuer an, welche das Ausschmelzen des Schwefelantimons bewirken, das sich in den untern Töpfen sammelt. Dasselbe bildet nun eine strahlig krystallinische Masse von hellbleigrauer Farbe und Metallglanz. Es besteht aus etwa 73 Theilen Spießglanz und 27 Theilen Schwefel, und ist 41/2mal schwerer als Wasser. Eine andere Verbindung ist der rothe Spießglanzschwefel, auch Mineralkermes, Karthäuserpulver genannt. Natürlich kommt derselbe als Rothspießglanzerz vor. Glauber bereitete ihn zuerst 1658, nachher wurde er von einem Karthäuser als Geheimniß hergestellt, bis demselben 1720 die franz. Regierung sein Geheimniß abkaufte. (Vgl. Kermes.) Eine dritte Verbindung mit Schwefel ist endlich der Spießglanzschwefel oder Goldschwefel, ein leichtes, lockeres, lebhaft orangefarbenes Pulver, das in kaltem Wasser unlöslich, fast geruch-und geschmacklos ist. Man wendet ihn wie Kermes in der Medicin an, und in der Färberei zur Bereitung eines schönen Rothgelb.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 247.
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