Timon

[434] Timon, ein wegen seines Menschenhasses sprüchwörtlich gewordener Athener, lebte zur Zeit des peloponnesischen Kriegs. Er war ein angesehener und durch Rechtschaffenheit ausgezeichneter [434] Mann, welcher aber durch Undankbarkeit und durch die einreißende Sittenverderbniß so gegen seine Zeitgenossen erbittert wurde, mit solcher Heftigkeit und mit so beißendem Witz gegen die Verkehrtheiten derselben eiferte, daß er in den Ruf eines Menschenfeindes kam und allen öffentlichen Einfluß verlor. Es wird erzählt, daß er einst bekannt gemacht habe, in seinem Hofe stehe ein Feigenbaum, an welchem sich schon mehre Bürger aufgehenkt hätten, wer dies etwa noch zu thun gedenke, der möge es bald vollbringen, da er nächstens den Feigenbaum umhauen lassen wolle. – Timon hieß auch ein berühmter Arzt und Philosoph aus der Schule der Skeptiker, welcher um 272 v. Chr. lebte und auch als dramatischer Dichter aufgetreten sein soll. Von seinen zahlreichen Schriften haben sich nur wenige Bruchstücke erhalten.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 434-435.
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