Timoleon

[434] Timolĕon, ein edler Korinther, berühmt durch seine Liebe zur bürgerlichen Freiheit und als Wiederhersteller der Freiheit der Syrakuser. Er war der Bruder des Timophanes, welcher nach königl. Gewalt in Korinth strebte. Vergebens wendete T. alle Kunst der Beredtsamkeit an, um seinen Bruder von dessen ehrgeizigen Bestrebungen zurückzubringen. Als alle seine Ermahnungen nicht fruchteten und Jener fortfuhr, die Freiheit seiner Mitbürger zu unterdrücken und den Tyrannen zu spielen, so ging endlich T. mit einer Schar Bewaffneter zu ihm, bat ihn noch einmal dringend, von seinem Vorhaben abzustehen, und ließ ihn, als er nicht nachgab, durch die Bewaffneten in seinem Beisein ermorden. So lud er, um die Freiheit seines Vaterlandes zu retten, die Schmach des Brudermordes auf sich. Er selbst verließ hierauf Korinth und lebte 20 Jahre in freiwilliger Verbannung. Als aber die Syrakuser in Korinth Hülfe gegen ihren Tyrannen Dionysius den Jüngern suchten, riefen die Korinther den T. zurück und übergaben ihm ein Heer, welches er nach Sicilien führte. T. vertrieb den Dionysius und zwang um 340 v. Chr. die Karthager, der angemaßten Oberherrschaft über Sicilien zu entsagen. Hierauf stellte T. die bürgerliche Freiheit von Syrakus wieder her, rief die Verbannten und Vertriebenen zurück, gab dem Staate eine neue freisinnige Verfassung und legte endlich die ihm anvertraute Gewalt in die Hände der Bürger nieder, indem er sich in den Privatstand zurückzog. Er blieb übrigens bis an das Ende seines Lebens in Sicilien, allgemein geliebt und geachtet, bei wichtigen Verhandlungen zu Rathe gezogen, endlich feierlich bestattet und noch nach seinem Tode durch eine jährliche Todtenfeier geehrt.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 434.
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