[551] Vallière (Louise Françoise de la Baume le Blanc, Herzogin de la), geb. 1644, stammte aus einem alten adeligen Hause, kam als Ehrendame der Gemahlin des Herzogs Philipp von Orleans, Bruders Ludwig XIV., an den franz. Hof und ward ungeachtet ihres durch Tugend und Frömmigkeit ausgezeichneten Charakters, nachdem sie schon zwei Jahre im Stillen eine zärtliche Neigung für den König genährt hatte, dessen Maitresse. Die Anmuth ihrer persönlichen Erscheinung ward nicht dadurch beeinträchtigt, daß sie ein wenig hinkte, und die Sanftmuth ihres wohlwollenden Charakters verleugnete sich auch dann nicht, als ihr längere Zeit vor der Königin und dem Hofe geheimgehaltenes Verhältniß zum Gebieter Frankreichs nicht länger verschleiert werden konnte. Der König beschenkte sie mit einigen Gütern und erhob sie zur Herzogin de la V., veranstaltete nun offen ihr zu Ehren glänzende Feste und dabei auch das Carrousel, von welchem der Platz vor dem Hofe der Tuilerien noch den Namen führt. Von den vier Kindern, welche sie Ludwig XIV. geboren hat, blieben nur ein Sohn und eine Tochter am Leben, die der König unter den Namen des Grafen von Vermandois und der Mademoiselle de Blois (später vermählte Prinzessin von Conti) legitimirte. Nie suchte sie Einfluß in Staatsangelegenheiten und bestrebte sich, durch Andachtsübungen und eine gewisse Demuth ihren immer von neuem bereuten Wandel zu sühnen. Dadurch machte sie aber nur um so mehr, daß der König sie vernachlässigte, und nachdem sie schon zweimal aus Kammer darüber den Hof verlassen und in einem Kloster Zuflucht gesucht hatte, durch Ludwig XIV. Vorstellungen aber immer zur Rückkehr bewogen worden war, ließ sie sich, durch die Marquise de Montespan (s.d.) ganz aus seiner Gunst verdrängt, 1675 in einem Karmellierkloster der pariser Vorstadt St.-Jacques unter dem Namen Schwester Louise de la Misericorde feierlich einkleiden. Die Königin und andere angesehene Personen schenkten ihr fortdauernde Aufmerksamkeit während ihres der frommen Buße dort gewidmeten Lebens, und vor ihrem 1710 erfolgten Ableben hatte sie auch noch den Tod ihres Sohnes zu betrauern.