[554] Varianten sind voneinander abweichende Lesarten im Texte einer in mehrfachen Abschriften oder gedruckten Ausgaben vorhandenen Schrift; namentlich bezeichnet man damit solche Verschiedenheiten (lat. variae lectiones) im Texte der classischen Schriftsteller des Alterthums und nennt die mittels Vergleichung der Handschriften hergestellte Sammlung von denen, welche in den Werken eines Schriftstellers vorkommen, den kritischen Apparat zu denselben, die Kritik aber hat die Aufgabe zu ermitteln, welche von mehren Lesarten die echte, wahre oder ursprüngliche sei. Die Änderungen, welche neuere Schriftsteller, besonders Dichter, in ihren Werken [554] bei wiederholten Ausgaben derselben mitunter vornehmen, werden denselben oft in spätern Ausgaben beigedruckt, wie z.B. das auch mit Wieland's Schriften, Bürger's und Schiller's Gedichten geschehen ist.