Verkürzung

[592] Verkürzung. Man versteht unter diesem Namen in der Malerei und den zeichnenden Künsten die perspectivische Darstellung eines Gegenstandes, welcher der Länge nach gegen das Auge des Betrachtenden gerichtet ist. Der seitwärts ausgestreckte oder herabhängende Arm einer Figur kann in seiner verhältnißmäßigen Länge gezeichnet werden, was dagegen nicht möglich ist, wenn er gerade auf den Maler zu gehalten wird. Seine Länge wird räumlich dann so verkürzt, wie er dem Auge in dieser Lage erscheinen würde, und die Kunst hat bei diesem Scheine die möglichste Natürlichkeit zu erzielen, was jedoch mit großen Schwierigkeiten verknüpft und selbst den ausgezeichnetsten Künstlern nicht immer geglückt ist. Als Muster für ihre Anwendung, welche bei manchen Künstlern des 18. Jahrh. selbst in Manier ausgeartet ist, gelten besonders Rafael Sanzio und Michel Angelo Buonarotti.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 592.
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