[670] Wavre, ein südl. von Brüssel am Flüßchen Dyle gelegenes Städtchen in Belgien mit etwa 4000 Einw., hat geschichtliche Merkwürdigkeit durch das am 18. Jun. [dem Tage der Schlacht von Waterloo (s.d.)] und 19. Jun. 1815 bei demselben stattgefundene Treffen zwischen den Franzosen und Preußen erhalten. Blücher hatte sich am 17. Oct. nach der verlorenen Schlacht bei Ligny (s. Quatrebras) auf Wavre mit dem ersten, zweiten und dritten Corps der preuß. Armee zurückgezogen, ohne verfolgt worden zu sein. Um der getroffenen Abrede mit dem Feldmarschall Wellington nachzukommen, welcher sich bis an den Wald von Soigne (s. Waterloo) zurückgezogen hatte, brach Blücher am 18. mit dem herangezogenen vierten Corps, welchem das zweite und das erste folgten, von dem in Brand gesteckten Wavre zur Vereinigung mit den Engländern auf. Das dritte Corps (15,000 M.) unter dem vormals sächs., 1813 als Gouverneur von Torgau zu den Russen übergegangen und 1815 in preuß. Dienste getretenen General Joh. Adolf Freiherr von Thielmann (gest. 1824), sollte die Reserve bilden und auf Chapelle St.-Lambert marschiren. Schon waren die übrigen Truppen im vollen Marsche, als Thielmann von 35,000 M. Franzosen unter Grouchy angegriffen wurde und mit alleiniger Unterstützung eines Regiments Infanterie und einiger Schwadronen Reiterei sich den ganzen Tag wider die Übermacht behauptete. Erst am 19. erzwangen die Franzosen den Übergang über den Dylefluß und die Preußen gingen, da der Sieg bei Waterloo die Fortsetzung des Gefechts hier nutzlos mochte, zwei St. weit zurück, ohne verfolgt zu werden, weil die Franzosen sich ebenfalls zurückzogen. Auf beiden Seiten betrug der Verlust gegen 4000 Todte und Verwundete. Schon am 18. Vormittags hatte Napoleon an Grouchy den Befehl abgeschickt, sich auf dem kürzesten Wege an den rechten Flügel der Hauptarmee anzuschließen, allein erst Abends 7 Uhr hatte Grouchy denselben empfangen und Napoleon war inzwischen geschlagen worden, was er diesem Ausbleiben Grouchy's hauptsächlich mit zuschrieb, der sich nun über Namur zurückzog.