Weichthiere

[21] Weichthiere (Mollusca), nach Cuvier zweite, nach And. dritte Abtheilung des Thierreichs, diejenigen Thiere in sich begreifend, welche kein Skelett u. keine Leibesringe, also gar keinen gegliederten, nur weichen Körper haben, welcher meist mit einer schlaffen, Schleim absondernden Haut umgeben od. bedeckt ist. Das Nervensystem ist sehr einfach u. besteht, wo es deutlicher wird, aus einem Schlundringe, von welchem regelmäßige Radien auslaufen. Mehre sitzen theils mit einer breitern Fläche, theils mit einem Byssus fest, andere bewegen sich zwar frei, doch nur langsam. Von Sinnesorganen sind ihnen die für Gefühl nicht abzusprechen u. sind vielleicht bei vielen die einzigen, doch möchten einigen auch Werkzeuge für Geruch, Geschmack u. Gehör nicht fehlen, einige haben, u. zum Theil große Augen. Dem mehr entwickelten Verdauungssysteme fehlt der Darmkanal nie, er besteht in einem gewundenen Kanale mit Schlund, Magen, Dünn- u. Dickdarm u. Leber. Ihre Nahrung, welche aus schlammigem Wasser, kleinen Wasserthieren u. zarten Wasserpflanzen besteht, ziehen sie theils durch einen Kiemensack in den Mund, od. durch eine Röhre, od. (bei der Mehrzahl) unmittelbar in den Mund, welcher seiner Lage u. Beschaffenheit nach sehr verschieden ist. Bei einigen mag der Mund zugleich der After sein. Einige haben mehre, mit einander verbundene Magen. Die Säftebewegung ist doppelt, aus den Athmenwerkzeugen ins Herz (welches wenigstens eine, bisweilen drei Kammern hat) u. von da zurück. Das Blut ist weiß od. blaulich, eine einzige Gattung (Teredo) hat rothes Blut. Einige athmen Wasser, theils süßes, theils salziges, durch Kiemen u. andere Organe, od. Luft durch Kiemen od. durch ein besonderes Athmenloch. Die Fortpflanzung geschieht auf verschiedene Art. Einige sind Zwitter u. befruchten sich selbst od. mit Beihülfe eines anderen Individuums, viele sind getrennten Geschlechts; einige bringen lebendige Junge zur Welt, andere (die meisten) legen Eier, bald mit Schale, bald nur mit klebriger Masse umhüllt. Einige enthalten verschiedene Säfte (Purpur, tintenartige Flüssigkeit, Schleim etc.), welche sie oft in bedeutender Menge von sich geben. Die Bedeckung der W. ist eine hautartige Masse (Mantel), u. dann heißen sie nackte W., od. diese sondert eine harte, kalkartige, das Thier mehr od. weniger einschließende Masse (Schale) ab, welche letztre W. man dann Schalthiere (Conchylien, s.d.) nennt. Bei einigen bleibt jedoch diese Schale innerhalb des Mantels, u. man zählt sie noch den nackten W-n zu. Das Reproductionsvermögen der W. ist zum Theil ziemlich bedeutend. Manche ersetzen mit Leichtigkeit die gebrochenen Schalen, od. auch wichtigere Theile (Kopf, Fühlfäden) ihres Körpers, auch besitzen viele ein sehr zähes Leben, so wie viele zum Leuchten des Meeres beitragen. Sie sind von Cuvier getheilt in die sechs Klassen: Kopffüßler (Cephalopoda), Flossenfüßler (Pteropoda), Bauchfüßler (Gasteropoda), Kopflose (Acephala), Armfüßler (Brachiopoda) u. Rankenfüßler (Cirrhipoda), doch zählt man die letzte Klasse jetzt zu den Gliederthieren. Vgl. Roßmäßler, Iconographie der Land- u. Süßwassermollusken Europas, Lpz. 1854 ff., 3 Bde.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 21.
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