Wespen

Wespen
Wespen

[697] Wespen werden im Allgemeinen alle Insekten genannt, welche zur Gattung der Hautflügler gehören, Bienen und Ameisen jedoch ausgenommen.

Sie sehen meist gelb mit schwarzer Zeichnung, leben in Gesellschaften beisammen und bauen sich Nester, deren äußere Hülle eine aus Sägespänen, Fasern und Klebestoff hergestellte, dem grauen Löschpapier ähnliche Masse ist, von welcher mehre Lagen übereinander angebracht sind. Sie befestigen dieselben auf Dachböden, an Gesimsen und an Bäumen oder legen sie in der Erde an, wie die gemeine oder Erdwespe, ein bekanntes Insekt, welches durch seinen Stich, Benagen und Verderben des Obstes, Tödten der Bienen, welche von ihnen entzweigebissen und ihrer gesammelten Honigstoffe beraubt werden, schädlich ist. Gleich den Bienen und Ameisen gibt es Männchen, Weibchen und geschlechtslose Wespen, von welchen nur die beiden letztern mit einem Stachel bewehrt sind. Sie bauen sich gemeinsame Nester in die Erde, welche rundlich geformt sind und zuweilen einen Faß im Durchmesser haben. Den Zugang bildet ein 6–18 Zoll langer, schief gerichteter Gang und ein davon entfernter zweiter dient als Ausgang. Das Innere enthält bis 12 wagerecht übereinander befestigte Waben mit nach unten gerichteten Zellen, 10,000 und mehr an der Zahl, und wird hauptsächlich von Weibchen und Geschlechtslosen aufgeführt, während den Männchen mehr das Reinhalten des Nestes obliegt. Jede Wabe oder Scheibe wird von mehren gegen 1 Zoll hohen Säulen getragen und immer werden die obersten zuerst angelegt. Diese enthalten lauter Zellen für Geschlechtslose und erst die 3–5 untern deren für Männchen und Weibchen. Ihre Zellen enthalten keine Nahrung für die Larven, welche sich nach drei Wochen einspinnen und acht Tage nachher auskriechen und das Nest vergrößern helfen. Da sie auch keine Vorräthe sammeln, so gehen den Winter durch fast alle, bis auf einzelne starke Weibchen zu Grunde, von denen dann im folgenden Frühjahr immer [697] jedes für sich ein Nest von vorn anfängt. Es ist hier ein solches vorgestellt, welches am Zweige einer Weide gefunden wurde, 9–10 Zoll lang, 6 Zoll breit war und seinen Eingang unten bei b hatte. Inwendig befanden sich fünf aufwärts gekrümmte Scheiben, welche ringsum frei von der äußern, papierartigen Hülle darin hingen und gegen 2000 Zellen enthielten. Durch ihre über 1 Zoll betragende Größe zeichnen sich die Weibchen der Hornissen aus, einer Wespenart, von welcher die Männchen und Geschlechtslosen viel kleiner bleiben. Sie nisten meist in hohlen Bäumen, theilen aber sonst die Lebensart der vorigen. Die Mauerwespe dagegen, welche die Größe einer Biene hat und sich durch zwei rostrothe Flecke an der Brust, vier gelbe Streifen auf dem schwarzen Hinterleib und deutlich entwickeltem Bauchstiel auszeichnet, bohrt im Jun. ein rundliches 2–4 Zoll tiefes Loch in die Erde oder erweitert dazu in Mauern vorhandene Spalten. Was sie dabei ausgräbt, feuchtet sie an und formt es um die Mündung des Lochs zu einem gekrümmten Gange, wie die Abbildung darstellt. Sie legt dann blos ein Ei hinein, dem sie ungefähr zwölf lebende Raupen dicht aufeinandergelegt beigesellt, welche der bald ausschlüpfenden Larve zur Nahrung dienen, und verstopft endlich sorgfältig die Öffnung. Die Larve verpuppt sich nach etwa vierzehn Tagen und wird erst im folgenden Jahre zum vollkommenen Insekte. Wespen mit stumpfen, nur zum Eierlegen bestimmten Stacheln sind die Eichenblattgallwespen (s. Galläpfel), die Rosengallwespen (s. Rosen), die Feigenwespe, welche roth sieht, weiße Flügel hat und indem sie die unreifen Feigen ansticht und ihre Eier hineinlegt, den Früchten der weiblichen Bäume den Samenstaub der männlichen, der an ihrem Körper hängen geblieben ist, zuführt. (S. Feige.) Die Schlupfwespen sind als eifrige Raupentödter nützlich, indem sie ihre Eierchen auf und in Raupen und andere Insekten legen, denen dann die sich entwickelnde Larve den Tod gibt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 697-698.
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