Zollikofer

[811] Zollikofer (Georg Joachim), geb. 1730 zu St.-Gallen in der Schweiz, gehört zu den ausgezeichnetsten deutschen Kanzelrednern des vorigen Jahrh. und war der Sohn eines Rechtsgelehrten. Von ihm, auf den Schulen seiner Vaterstadt, zu Frankfurt a. M. und Bremen und auf der Universität Utrecht erhielt er seine Erziehung und wissenschaftliche Bildung, wurde 1754 als Prediger zu Murten in der Schweiz angestellt und folgte nach mehren ihm zu Theil gewordenen Berufungen 1758 der als Prediger bei der reformirten Gemeinde in Leipzig, wo er bis an seinen 1788 erfolgten Tod 30 Jahre seinem ihm überaus lieb gewordenen Wirkungskreise mit großer Auszeichnung vorstand. Zu seinen Kanzelvorträgen drängte sich nicht blos seine Gemeinde, sondern sie wurden allgemein und vorzüglich mit großem Nutzen auch von den Studirenden besucht. Die Würde seiner persönlichen Haltung spiegelt sich auch in ihrer Fassung wieder und ihr von menschlichen Vorurtheilen sehr freier, durchdachter und doch auf das gemeine Leben und die häuslichen und gesellschaftlichen [811] Zustände damaliger Zeit im Einzelnen eingehender und treffend anwendbarer Inhalt begegnete den herrschenden Übeln seiner Zeit mit großem Erfolge. Dazu kam noch das Beispiel seines makellosen öffentlichen und Privatlebens, sodaß er in jeder Richtung fruchtbar auf die ihm Nahenden wirkte. Ein besonderes Verdienst erwarb er sich noch durch Herausgabe eines neuen Gesangbuches (Lpz. 1766; 8. Aufl. 1786), bei dessen Abfassung ihn Ch. F. Weiße half. Seine »Andachtsübungen und Gebete« erhielten eine große Verbreitung, noch mehr die sowol von ihm selbst (6 Bde., Lpz. 1769–88) als nach seinem Tode herausgegebenen Sammlungen seiner Predigten, welche zusammen 15 Bde. (Lpz. 1789–1804) ausmachen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 811-812.
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