[725] Leipzig, die Hauptstadt des leipziger Kreises im Königreiche Sachsen, ist eine ebenso sehr historisch als durch ihren ausgebreiteten Handel wichtige Stadt.
In beider Beziehung ist sie durch die Beschaffenheit ihrer Lage begünstigt. Sie liegt in einer weiten, nur durch wenige sanftanschwellende unbedeutende Hügel und einige kleine Flüsse unterbrochenen Ebene, auf welcher sich kriegerische Operationen sehr wohl ausführen, große Heeresmassen bequem entwickeln lassen, und wurde daher mehr als einmal der Schauplatz blutiger, das Schicksal Deutschlands entscheidender Schlachten. Für den Handel ist Leipzig vortheilhaft gelegen, weil es in der Mitte Deutschlands liegt, welches Land wieder das Herz Europas bildet, und weil es nach allen Richtungen hin durch gute Straßen mit den übrigen Handelsstädten Deutschlands in directe Verbindung gesetzt ist. Was die Schlachten bei Leipzig betrifft, so sind von welthistorischer Wichtigkeit namentlich die Schlacht am 7. Sept. 1631 und die am 18. Oct. 1813. Nachdem der ausgezeichnete Feldherr Tilly Magdeburg erobert hatte, wünschte er den König von Schweden, Gustav Adolf, zu einer Schlacht zu bringen; doch dieser hielt sich noch nicht für stark genug, um seinem Gegner die Spitze zu bieten, und verharrte daher in dem verschanzten Lager bei Werben in der Altmark. Um dem Mangel in seinem Heere abzuhelfen, wendete sich Tilly gegen das sächs. Land, indem er zum Vorwand den kaiserlichen Befehl, die Glieder des leipziger Bundes zu entwaffnen, benutzte. Der Kurfürst von Sachsen hatte die Waffen noch nicht niedergelegt, und ohne Kriegserklärung rückte daher Tilly in Sachsen ein, plünderte Merseburg, Zeitz, Naumburg und Weißenfels und näherte sich Leipzig. Nun entschied sich der bis dahin schwankende Kurfürst von Sachsen zum engen Bündniß mit Gustav Adolf und vereinigte am 4. Sept. sein Heer bei Düben mit dem schwedischen. An demselben Tage beschoß Tilly Leipzig, welches sich seinem Einzuge widersetzte, und am folgenden Tage fiel die Stadt in seine Hände. Der Kurfürst von Sachsen trieb den noch schwankenden schwed. König zur entscheidenden Schlacht an, und am 7. Sept., auf den Feldern des Dorfes Breitenfeld, stießen die feindlichen Heere aufeinander. Die Sachsen wurden auf den linken Flügel des schwed. Heers gestellt. Um Mittag begannen die groben Geschütze ihr verheerendes Spiel, welches den Kaiserlichen verderblicher war, als den Schweden, weil diese in dünnern Reihen als jene standen. Mit Gewalt warf sich nun der rechte Flügel der Kaiserlichen auf die sächs. Truppen und stürzte sie in die Flucht; wogegen die wüthenden Anfalle Pappenheim's, des berühmtesten Reiteranführers seiner Zeit, siebenmal von den Schweden zurückgeschlagen wurden, und auch den neuerfolgenden Angriff Tilly's, welcher sich von der Verfolgung der Sachsen ab gegen die Schweden wendete, hielten diese mit unerhörter Tapferkeit aus. Ein rascher Angriff brachte das auf einem Hügel aufgestellte feindliche Geschütz in die Hände der Schweden und diese richteten es sogleich gegen die darauf nicht gefaßten Kaiserlichen. Dadurch wurde die Schlacht entschieden, denn in wilder Flucht stäubte Tilly's Heer auseinander, indem es 7000 Todte auf dem Felde ließ. Tilly, der bisher noch niemals Besiegte, entkam nur mit Mühe und Wunden. Erst bei Halle gelang es ihm, einen kleinen Theil seines Heers wieder zu sammeln und sich mit Pappenheim wiederzuvereinigen. Einer der wichtigsten Vortheile dieses Sieges war, daß die Furcht vor der Unbesiegbarkeit Tilly's vernichtet war, und daß Gustav Adolf die glänzendste Probe seines Feldherrntalents abgelegt hatte, sodaß ihm fortan das begeisterte Vertrauen der Protestanten zur Seite stand und die Katholischen ihn mit derselben Furcht betrachteten, welche früher die Protestanten vor den kaiserlichen Feldherren gehegt hatten. Dem Sieger stand der Weg nach München und Wien offen, und die Fortdauer des Protestantismus im nördlichen Deutschland war sichergestellt. Nicht minder siegreich kämpften die Schweden auch am 2. Nov. 1642 unter Torstenson bei Leipzig gegen die Kaiserlichen und Sachsen. Nach einer dreiwöchentlichen Belagerung fiel auch die Stadt in die Hände der Schweden.
In jeder Beziehung eine der großartigsten Schlachten, welche jemals geschlagen worden sind, ist die Völkerschlacht bei Leipzig vom 16. – 18. Oct. 1813. Die Verbündeten, Russen, Oestreicher, Preußen und Schweden, rückten mit drei großen Heeren von verschiedenen Seiten gegen Napoleon; die schlesische Armee unter Blücher, die Nordarmee unter dem schwed. Kronprinzen Karl Johann an der Niederelbe und die große Armee unter Schwarzenberg an der Oberelbe operirten, sodaß sie dem franz. Kaiser womöglich in den Rücken zu kommen und ihn von Frankreich abzuschneiden trachteten. Napoleon verließ am 7. Oct. Dresden, ließ aber daselbst ein [725] Heer von 28,000 M. unter dem Marschall Gouvion St.-Cyr zurück. Er sammelte seine Heere in der Gegend von Leipzig und hielt sich daselbst vier Tage in dem sächs. Städtchen Düben auf, worauf er am 14. Oct. um Mittag nach Leipzig kam. Der größte Theil des franz. Heers lag bei Wachau, anderthalb Stunden südöstlich von Leipzig, um sich dem Schwarzenberg'schen Heere entgegenzustellen. Ein für die Franzosen nachtheiliges Reitergefecht war der Anfang der Feindseligkeiten. Napoleon hatte 180,000 M. bei sich, welche er am 15. Oct. rund um die Stadt aufstellte, und am folgenden Tage nach 9 Uhr wurde die Schlacht durch den Donner der Geschütze eröffnet, von denen 600 Stück auf Seiten der Franzosen und gegen 1000 auf Seiten der Verbündeten in Thätigkeit gewesen sein sollen. Es wurde auf drei Seiten gekämpft, südöstlich von der Stadt bei Markkleeberg, Wachau und Liebertwolkwitz gegen das große verbündete Heer, westlich bei Lindenau zwischen Bertrand und dem östreich. General Giulay, und nördlich bei Möckern zwischen Blücher und dem Marschall Marmont. Das Heer unter Schwarzenberg war so geordnet, daß auf dem linken Flügel der General Meerveldt dem poln Heere unter dem Fürsten Poniatowski gegenüberstand, die Russen und Preußen unter Witgenstein und Kleist die Mitte bildeten und die Östreicher unter Klenau den rechten Flügel einnahmen. Die Verbündeten hatten Markkleeberg und Wachau eingenommen und den Kolmberg bei Liebertwolkwitz besetzt, als Napoleon durch einen gewaltigen Angriff sie auf ihre frühere Stellung wieder zurückwarf und selbst mehre Punkte besetzte, welche vorher in der Gewalt der Verbündeten gewesen waren. Die beiden Flügel der Verbündeten waren beinahe ganz von der Schlachtordnung getrennt und der Sieg neigte sich so entschieden den Franzosen zu, daß um drei Uhr Nachmittags Napoleon an den König von Sachsen eine Siegesbotschaft abgehen und in Leipzig alle Glocken läuten ließ. Indeß ließ der Fürst Schwarzenberg den östreich. Rückhalt unter dem Erbprinzen von Hessen-Homburg anrücken, ein franz. Heerhaufen, welcher siegreich vorgedrungen war, wurde zurückgeworfen und die Verbindung des linken Flügels mit dem Mittelpunkte wiederhergestellt. Kleist hatte mit den Preußen Markkleeberg behauptet und wurde um fünf Uhr von östreich. Truppen in seiner schwierigen Stellung abgelöst. Unter Murat strömten indeß die Franzosen gegen das Dorf Güldengossa vor, dessen Einnahme demnach die Schlacht entschieden hätte. Schon waren die Franzosen in das Dorf eingedrungen, als sie durch einen tapfern Reiteranfall wieder zurückgeworfen wurden; auch noch ein zweiter fürchterlicher Angriff wurde von den Preußen zurückgewiesen. Indeß brach der Abend des blutigen Tages ein und machte dem Treffen ein Ende. Die Heere hatten fast wieder ganz ihre frühern Stellungen eingenommen, nur daß die Franzosen auf ihrem linken Flügel die Schwedenschanze, eine die Umgegend beherrschende Anhöhe, und die Verbündeten auf der andern Seite das Dorf Markkleeberg besetzt hielten. Bei Lindenau und gegen den östreich. General Meerveldt bei Dölitz und Connewitz hatten die Franzosen die Oberhand behalten und der genannte General war sogar in Gefangenschaft gerathen. Dagegen hatte nach einem der blutigsten Gefechte der General Blücher bei Möckern und Wiederitzsch siegreich mit unerhörter Tapferkeit gekämpft und den Marschall Marmont bis dicht vor Leipzig zurückgedrängt. Den folgenden Tag unterhandelte Napoleon vergeblich wegen eines Waffenstillstandes mit den Verbündeten, und nur Blücher machte einen glücklichen Angriff gegen den bei Schönefeld mit seiner Reiterei haltenden Herzog von Padua. Indessen hatten die Verbündeten durch Benningsen, Colloredo und den Kronprinzen von Schweden noch bedeutende Verstärkungen erhalten, sodaß die Franzosen sich nach allen Richtungen eingeschlossen fanden und ihnen nur gegen Westen über Lindenau ein Ausweg blieb. Die Franzosen hatten Wachau und Liebertwolkwitz aufgegeben und sich enger um Leipzig zusammengezogen, sodaß nun Probsthaida den Mittelpunkt der Stellung gegen Süden machte. Der Angriff der Verbündeten am 18. Oct. war so geordnet, daß der Kronprinz von Schweden und das schlesische Heer von Norden, Benningsen mit den Russen, den Östreichern unter Klenau und den Preußen unter Ziethen von Osten, und endlich Wittgenstein und Kleist mit Russen und Preußen, sowie der Erbprinz von Hessen-Homburg mit Östreichern von Süden gleichzeitig losbrechen sollten. Um acht Uhr entspann sich der Kampf. Trotz der tapfern Gegenwehr der Polen unter Poniatowski wurde Dölitz genommen, nachdem der Erbprinz von Hessen-Homburg selbst verwundet worden und Colloredo an seine Stelle getreten war. Auch bis vor Probsthaida waren bis Mittag die Preußen und Russen vorgedrungen; hier entbrannte der Kampf mit fürchterlicher Wuth, ohne daß es jedoch den anstürmenden Verbündeten gelang, des Dorfes sich zu bemächtigen. Von Osten her wurden die Franzosen bis Stötteritz, nahe bei Probsthaida, zurückgedrängt, und der Marschall Ney wurde von Blücher und dem Nordheere bis dicht vor Leipzig zurückgeworfen. Blücher hatte eine Abtheilung Russen bei Mockau durch die Parthe geführt, statt, wie der Kronprinz von Schweden gewollt hatte, den weiten Umweg über das Städtchen Taucha zu nehmen, worüber der Tag verloren gegangen wäre. Marmont zog sich mit den Franzosen gegen Schönefeld nahe bei Leipzig zurück und als die Reiterei der Verbündeten die Weichenden verfolgte, gingen das sächs. Husaren- und Uhlanenregiment zu ihnen über. Ebenso gingen auf den portitzer Anhöhen einige sächs. und würtemb. Abtheilungen zu dem Nordheere über. Das Nordheer drang von Taucha her vor; nach fünf Uhr Abends wurde Marmont von Langenau aus Schönefeld verdrängt. Ebenso waren Ney und Reynier von Bülow aus ihrer Stellung in und um Paunsdorf geworfen worden, und setzten sich erst in Volkmarsdorf wieder fest. Hier gingen nun die sächs. Krieger sämmtlich zu den Verbündeten über und trugen dadurch nicht wenig zur völligen Entscheidung der Schlacht bei. Schon seit zehn Uhr Morgens hatte Napoleon unter dem Schutze des Bertrand'schen Corps, welches gegen die Saale gerückt war, Wagen und Gepäck sich zurückziehen lassen, und die gewaltigen Kraftanstrengungen gegen die übermächtigen Gegner sollten nur dazu dienen, den Rückzug zu decken. Nach Mitternacht begann der auf Napoleon's Befehl angeordnete Rückzug des franz. Heers, welcher durch die engen Passagen auf dem Wege nach Lindenau, wo mehre Brücken über Arme der Pleiße und Elster führen, öfters gehemmt wurde. Die Polen, Badener und Darmstädter sollten zur Deckung des Rückzugs Leipzig, welches in der Eile, so gut es ging, befestigt worden war, so lange als möglich gegen die Verbündeten halten. Um acht Uhr Morgens begann der Angriff der Verbündeten gegen die Stadt. Das Getümmel [726] gegen das nach Lindenau führende ranstädter Thor wurde immer wilder und ungeordneter; um zehn Uhr verließ Napoleon die Stadt und konnte sich nur mit Mühe nebst seinem Gefolge durch die Flüchtenden drängen. Um halb zwölf Uhr kamen die ersten Preußen in die Stadt, während die Franzosen noch immer in wilder Angst durch das ranstädter Thor sich drängten. Da wurde durch eine Übereilung die Brücke über die Elster, dicht am genannten Thore, zu zeitig in die Luft gesprengt und dadurch den noch in der Stadt sich aufhaltenden Kriegern der einzige Ausweg der Flucht abgeschnitten. Viele suchten sich durch den nicht breiten, aber tiefen und mit hohen Ufern versehenen Fluß zu retten, aber sie kamen fast alle in demselben um, unter ihnen auch der edle polnische Fürst Poniatowski, welcher mit so großer Tapferkeit gekämpft hatte. Über 15,000 Soldaten, darunter die Generale Reynier, Bertrand und Lauriston, mußten sich als Kriegsgefangene ergeben, desgleichen 25,000 Verwundete und Kranke, und über 300 Kanonen nebst zahllosem Gepäck waren im Ganzen in die Hände der Verbündeten gefallen. Überhaupt sollen die Franzosen an 60,000 M. in den drei Tagen eingebüßt haben, während die Verbündeten 45,000 M. verloren, nämlich 8000 Östreicher, 21,740 Russen, 14,950 Preußen und 300 Schweden. Mittags hielten der russ. Kaiser, Alexander, und der preuß. König, Friedrich Wilhelm III., ihren Einzug in Leipzig, und wenige Stunden nachher traf auch der östreich. Kaiser, Franz I., in der Stadt ein. Die Befreiung Deutschlands von der franz. Obermacht war die Frucht dieses Sieges, obgleich noch harte Kämpfe zur Befestigung dieser Freiheit nöthig wurden.
Die Stadt Leipzig soll aus einem kleinen slaw. Dorfe entstanden sein, welches in dem Winkel lag, der durch die Parthe und durch die sie aufnehmende Pleiße gebildet wird. Lip oder Lipa heißt in der slaw. Sprache eine Linde und so erhielt jener Ort den Namen von den in seiner Nähe stehenden Linden. Erst im 12. Jahrh. wird Leipzigs als einer Stadt mit Mauern und Gräben von 5–6000 Einw. gedacht, und Markgraf Otto der Reiche ertheilte ihr auch das Recht, zu Ostern und Michaelis Märkte zu halten. Im J. 1218 wurden vom Markgrafen Dietrich drei Schlösser angelegt, um die unruhigen Bürger Leipzigs im Zaum zu halten, und von diesen steht, wiewol in veränderter Gestalt, jetzt noch die Pleißenburg. Der Neujahrsmarkt wurde zuerst 1458 ausgeschrieben und 1466 bestätigt, worauf 1507 alle drei Märkte als öffentliche Messen vom Kaiser anerkannt wurden. Im J. 1519 hielten Luther, Eck und Karlstadt ihr berühmtes Colloquium zu Leipzig. Durch den dreißigjährigen Krieg büßte die Stadt ihren frühern Reichthum ein, doch hob sie sich wieder in der darauf folgenden Friedenszeit. Nach dem siebenjährigen Kriege wurden die Festungswerke abgetragen, und an ihre Stelle traten allmälig, wie der Wohlstand der Stadt zunahm, schöne Gartenanlagen; auch wurden die Vorstädte immer ansehnlicher und schöner, und nachdem die Stadt auch den franz. Krieg und dessen sie hart treffende Drangsale überwunden hat, ist sie in fortwährendem[727] Steigen geblieben. Der Zollverband Sachsens mit Preußen hat dazu beigetragen, Leipzigs Flor zu fördern, wie man schon daraus sieht, daß seit dem Eintritte desselben sich ganz neue Stadttheile zu bilden angefangen haben. Es steht zu erwarten, daß die nun fast vollendete Eisenbahn zwischen Leipzig und Dresden, wie für das ganze sächsische Land, so namentlich auch für Leipzig segenbringend sein wird.
Die innere Stadt Leipzig ist von geringem Umfange; man kann in drei Viertelstunden bequem auf der Promenade, welche sie wie ein Kranz umschließt, um sie herumgehen. Desto ausgedehnter sind zum Theil die Vorstädte, welche vor den vier innern Hauptthoren, dem grimmaischen, dem hallischen, dem ranstädter und dem Petersthore, liegen. Diese innern Thore sind bis auf das zuletzt genannte abgetragen worden. Man zählt in Leipzig über 45,000 Einw. Seit einer Reihe von Jahren ist für Verschönerung der Stadt außerordentlich viel geschehen. Nicht nur hat man noch immer an Vervollkommnung der Promenaden gearbeitet, ist noch bemüht, das an der Stadt liegende Rosenthal, eine schöne Eichen- und Buchenwaldung, in einen herrlichen Park umzuwandeln und hat die Gasbeleuchtung der ganzen Stadt zu Stande gebracht, sondern man hat namentlich auch durch Aufführung ausgezeichneter öffentlicher und Privatgebäude die Stadt vervollkommnet. Auf diese Weise sind vor dem grimmaischen Thore neue ausgedehnte Stadttheile im Entstehen begriffen, und besonders vor dem ehemaligen innern grimmaischen Thore ist ein Platz entstanden, der einst einer der schönsten werden kann, die eine Stadt Deutschlands aufzuzeigen vermag. An diesem Platze liegen das großartige, umstehend abgebildete neue Postgebäude, das Universitätsgebäude, die stattlich aufgezierte Paulinerkirche, das großartige Bürgerschulgebäude und mehre ansehnliche Privatgebäude, während rechts und links an den Platz die Promenaden sich anschließen. Andere bedeutende Gebäude der Stadt sind die Nikolaikirche, die Thomaskirche, das 1599 erbaute, unten abgebildete Rathhaus, die Buchhändlerbörse, das Gewandhaus, das Theater. – Als Hauptstadt des Kreises ist Leipzig der Sitz der Kreisdirection, sowie eines Appellationsgerichts. Die wichtigste wissenschaftliche Anstalt Leipzigs ist die Universität, welche 1409 gegründet wurde, als in Folge der Streitigkeiten auf der Universität Prag viele Lehrer und Studirende von da ausgewandert und nach Leipzig gekommen waren. Kurfürst Friedrich der Streitbare und sein Bruder Wilhelm stifteten die Universität und Papst Alexander VI. bestätigte sie 1409. Andere wissenschaftliche Anstalten sind das klinische Institut, welches mit dem Jakobshospitale in Verbindung steht, die mit dem Trier'schen Institut in Verbindung stehende Entbindungsschule, die Heilanstalt für arme Augenkranke, die Sternwarte, mehre gelehrte Gesellschaften, zwei Gymnasien (die Thomasschule und die Nikolaischule), die Handelslehranstalt, die Bürgerschule u.s.w. Die 1764 errichtete Akademie der bildenden Künste, das sogenannte große Concert, das stehende Theater sind mit Liebe gepflegte Kunstanstalten. Die [728] Rathsbibliothek zählt über 40,000 Bände, mehr als 100,000 aber, sowie 4000 Handschriften, die Universitätsbibliothek. Ganz besonders erwähnt muß noch werden die fürstl. Jablonowski'sche Gesellschaft der Wissenschaften, welche 1774 von Joseph Alexander von Jablonowski, Reichsfürsten von Jablonow, gest. 1777, gestiftet wurde, und nach einer durch den Krieg herbeigeführten Unterbrechung 1828 wieder jährliche Preisfragen stellt. – Der leipziger Handel wird besonders durch die drei schon erwähnten Messen, von denen die zu Ostern und Michaelis die bedeutendsten sind, gefördert und ist der wichtigste Erwerbszweig der Einwohner. Er ist im Allgemeinen jetzt minder bedeutend als früher, hat sich jedoch seit dem Anschlusse Sachsens an den von Preußen ausgegangenen Zollverband gehoben. An Wichtigkeit hat in neuester Zeit der Wollhandel gewonnen, indem die Wollmärkte stärker besucht worden sind. Auch die in Leipzig seit 1838 begründete Bank, sowie die der Vollendung nahe Eisenbahn zwischen Leipzig und Dresden werden sicher zur Befestigung und Förderung des Handels in Leipzig beitragen. Ebenso ist der leipziger Buchhandel durch die neue Börse befestigt worden. Leipzig ist insofern der Mittelpunkt des gesammten deutschen Buchhandels, als nicht allein hier die meisten Verlagsbuchhandlungen sind, sondern auch jeder deutsche Buchhändler in Leipzig seinen Commissionnair hat, durch welchen er seine eignen Verlagswerke versendet und die in andern Buchhandlungen erschienenen Werke bezieht. Auch die Buchdruckerei ist ein wichtiger Erwerbszweig Leipzigs, indem man rechnet, daß hier jährlich über 40 Mill. Bogen gedruckt werden. Das Fabrikwesen ist im Verhältniß gegen den Handel nicht eben bedeutend, doch gibt es ansehnliche Wachstuch-, Tabacks-, Spielkartenfabriken und auch die Wollspinnerei, die Gold- und Silberspinnerei u.s.w. beschäftigen eine bedeutende Anzahl von Menschen.
Buchempfehlung
Der Erzähler findet das Tagebuch seines Urgroßvaters, der sich als Arzt im böhmischen Hinterland niedergelassen hatte und nach einem gescheiterten Selbstmordversuch begann, dieses Tagebuch zu schreiben. Stifter arbeitete gut zwei Jahrzehnte an dieser Erzählung, die er sein »Lieblingskind« nannte.
156 Seiten, 6.80 Euro
Buchempfehlung
1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.
396 Seiten, 19.80 Euro