Hiëroglyphen

Literatur. I.
Literatur. I.

[803] Hiëroglȳphen (grch., »heilige Eingrabungen«), die Zeichen der ägypt. Bilderschrift. Man unterscheidet: 1) die auf Denkmälern eingegrabene, oft farbige, auch auf Papyrus für religiöse Zwecke verwendete reine hieroglyphische Schrift, aus Abbildungen von allerlei Gegenständen bestehend [Tafel: Literatur I, 1 u. 14a]; 2) die hieratische Schrift, eine Art Kursivschrift der H., in den meisten ägypt. Handschriften, Urkunden, Briefen etc. gebraucht [Taf. I, 14b]; 3) die demotische, epistolographische, enchorische Schrift (Volks- oder Briefschrift), eine noch stärkere Abkürzung der H., seit dem 7. Jahrh. v. Chr. für den Verkehr im Volksdialekt verwendet. Alle drei Arten wurden im 2. und 3. Jahrh. n. Chr. durch die koptische Schrift (d.i. das griech. Alphabet nebst sechs hieratischen Zeichen) verdrängt. Die hieroglyphische Schrift, die ursprünglich nur eine ideographische Wortschrift war, besteht aus 500 Zeichen, die in 4 Klassen zerfallen: 1) alphabetische Zeichen (Buchstaben, 24 an Zahl); 2) Silbenzeichen, aus Wortzeichen entwickelt; 3) Wortzeichen, die ursprünglich die von ihnen dargestellten Gegenstände bezeichnen; 4) Determinativa, die dem Worte nachgesetzt werden, um das Lesen zu erleichtern. – Die Entzifferung der H. gelang erst Champollion 1822 an dem 1799 gefundenen Stein von Rosette, der denselben Text in H., demotischer und griech. Schrift, enthält; seitdem haben sich um die ägypt. Literatur bes. verdient gemacht: in Frankreich de Rougé (Vater und Sohn), Chabas, Maspero, Pierret; in England Birch, Goodwin u.a.; in Deutschland Lepsius, Brugsch (Grammatik, 1882; Wörterbuch, 1867-68), Ebers (»Das hieroglyphische Schriftsystem«, 1871), Eisenlohr, Dümichen, Erman u.a. Beste Einführung in die H.: Ermans »Ägypt. Grammatik« (2. Aufl. 1902). – Einer Bilderschrift bedienten sich auch die alten Mexikaner und die Maya (s. Mayahieroglyphen).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 803.
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