[234] [234] Mystik, Mystizismus (grch.), das religiöse Bestreben, mit der Gottheit in möglichst unmittelbare Berührung zu gelangen. Die zur Einheit mit Gott hinstrebende Spekulation der Neuplatoniker fand durch die mystische Theologie des Dionysius Areopagita sowie durch Scotus Erigena (850) ihren Weg in die Kirche des Mittelalters, gewann aber hier eine vorwiegend sittlich-erneuernde Tendenz und fand schon im 12. Jahrh. ihre Vertreter in Bernhard von Clairvaux, Hugo von St. Victor u.a., bes. aber im 14. Jahrh. in den großen deutschen Mystikern (Meister Eckhart, Joh. Tauler von Straßburg, Joh. Ruysbroek, Heinr. Suso u.a.), welche das Absterben der Seele für die Welt und die Geburt und Auferstehung Gottes im Menschen forderten. Diese M. wirkte auch auf Luther. Die Schwärmer strebten über sie hinaus nach direkten neuen Offenbarungen und verfielen der Phantastik und dem Fanatismus. Eine tiefere theosophische M. lebte auf im Gegensatz zur prot. Orthodoxie in Schwenkfeld, Jak. Böhme, artete aber in Gichtel u.a. wieder aus und bewirkte, daß Mystizismus seit dem 18. Jahrh. für phantastische Spielerei mit übersinnlichen Dingen gebraucht wurde. – Vgl. Görres (neue Auflage, 5 Bde., 1879-80), Preger (1874-93), Du Prel (1900), Steiner (1901), Langenberg (1902).