Telegraphie ohne Draht

Telegraphie. II.
Telegraphie. II.

[816] Telegraphie ohne Draht, drahtlose Telegraphie, diejenige Art der elektr. Telegraphie, bei welcher der Leitungsdraht, der sonst den Aufgabeort mit dem Empfangsort verbindet, entbehrlich ist. Bei ältern Versuchen von Gintl, Van Rees u.a. (in den fünfziger Jahren des 19. Jahrh.), sowie den von Schwendler (1876) und Johnston (1879) in Indien ausgeführten praktischen Anwendungen derselben wird der Draht durch die Erde ersetzt, und die in dieselbe gesandten Stromimpulse sind am Empfangsorte mittels eines Telephons hörbar. Neuere Versuche mit diesem System ergaben eine Tragweite bis zu 10 km. Ähnlich sind die mit Wechselstrom angestellten Versuche von Preece. Bei der jetzt fast allein angewendeten Funkentelegraphie (1896 von Marconi zuerst ausgeführt) dienen Elektrische Wellen (s.d.) als Träger der telegr. Zeichen. Die Wellen werden durch kräftige Funken eines Rühmkorffschen Induktors erzeugt, pflanzen sich durch den freien Raum fort und werden am Empfangsorte von Drähten aufgenommen, in welche der Empfangsapparat eingeschaltet ist, der auf diese Wellen anspricht und die gesandten kürzern oder längern Impulse als Morsezeichen wiedergibt. Der auf die Wellen ansprechende Teil des Empfangsapparats ist der 1890 von Branly erfundene, 1895 von Popoff zur Registrierung ferner Gewitterentladungen benutzte Kohärer (engl. Coherer) oder Fritter (Frittröhre), eine mit Metallkörnern gefüllte Glasröhre; die Metallkörner leiten einen durch sie hindurchgesandten Strom nur in dem Augenblick, wo sie von den elektr. Wellen getroffen werden, wodurch die Aufzeichnung der Morsezeichen auf elektromagnetischem Wege möglich ist. 1900 gab Slaby die theoretischen Grundlagen zur Abstimmung des Empfängers auf verschiedene (verabredete) Wellenlängen. [Tafel: Telegraphie II, 12-14.]

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 816.
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