[128] Alcibiades, war ein ausgezeichneter griechischer Feldherr um das Jahr 420 v. Chr. Wenige Menschen sind so vom Glück begünstigt worden, wie er; denn von edler Geburt, erhielt er eine treffliche Erziehung, besaß ein großes Vermögen und Schönheit und Liebenswürdigkeit in hohem Grade. Aber eben dieß machte ihn zugleich übermüthig und leichtsinnnig. Zu seinem Glück, wurde er mit Sokrates bekannt, der ihn als Lehrer und Vorbild mit Achtung vor Tugend und Seelengröße erfüllte, und von manchen Verirrungen zurückhielt. Beide schlossen den innigsten Freundschaftsbund, und retteten sich in zwei verschiedenen Schlachten als Kämpfer gegenseitig das Leben. Als Alcibiades einst mit einer Kriegsflotte nach Sicilien abgesegelt war, beschuldigten ihn seine Feinde, deren er in Athen viele hatte, daß er wenige Tage vor seiner Abfahrt[128] zur Nachtzeit die auf den Straßen stehenden Hermen, (kleine Bildsäulen) aus frevelndem Muthwillen umgestürzt habe. Man ließ ihn sogleich auf einem Schnellsegler zurückholen; aber er wußte unterwegs zu entkommen und begab sich nach Sparta, der Hauptfeindin Athens, und suchte von hier aus seinem Vaterlande zu schaden. Doch weil ihm bald auch die Spartaner mißtrauten, begab er sich zum persischen Statthalter, der damals mit Sparta im Bunde war. Diesen wußte er durch sein einnehmendes Wesen bald für die Athener zu gewinnen, und so gelang es dem Alcibiades, den man in seiner Abwesenheit, mit Einziehung aller seiner Güter, zum Tode verurtheilt hatte, nach Athen zurückzukehren. Er ward zum Befehlshaber des Heeres und der Flotte ernannt, und nach mehrern glücklichen Unternehmungen von seinen Mitbürgern jubelnd als Sieger begrüßt. Bald aber beschuldigten ihn seine Gegner abermals der Verrätherei; der Oberbefehl wurde ihm genommen, und er begab sich in's Ausland. Als Athen in die Hände der Spartaner gefallen war, ging er nach Kleinasien zum persischen Statthalter, um diesen zu bewegen, sich Athens gegen die Spartaner anzunehmen. Diese erfuhren es, und schickten sofort Gesandte an den Statthalter, den Alcibiades auszuliefern. Sie erhielten die Erlaubniß, sich seiner zu bemächtigen. Alcibiades wohnte damals in einem einsam gelegenen Landhause. Da die Mörder nicht wagten, den muthigen Mann persönlich anzugreifen, so legten sie zur Nachtzeit Feuer an das Haus. Alcibiades sprang, mit dem Schwerte in der Hand, aus dem brennenden Gebäude, und wurde in diesem Augenblicke von den Pfeilen der auflauernden Feinde getödtet. S. mehr von ihm in Nösselt's Lehrbuch der Weltgesch. für das weibl. Geschlecht. Th. 1.
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