[391] Ausweichung, musikalische, musikalische, das ist, das Uebergehen von einer Tonart in die andere, gibt den musikalischen Werken Reiz und Mannichfaltigkeit, wenn sie mäßig und sinnig angewandt wird. Die Alten kannten bei der Unvollkommenheit ihrer Tonleiter noch keine. Nach und nach und in allen Kunstepochen hat sich das eben jüngste Product häufigere und kühnere Abschweifungen erlaubt. Die gemeinste Art des Ausweichens von einer Durtonart bleibt der Gang in den fünften Ton (Quinte) auf- oder abwärts (von C nach G oder F dur), der in den weichen Dreiklang auf der großen sechsten Stufe aufwärts (von C nach A moll) u. a. (siehe Verwandtschaft[391] der Tonarten). Es versteht sich, daß, wie heftigere Leidenschaften sich durch stechendere Farben ausdrücken sollen, sanftere Empfindungen weniger auffallender Ausweichungen in andere Tonarten bedürfen. Wie die neueste Zeit hierin oft irre, fast in's Häßliche gegangen ist, gehört nicht hierher.
R. S.