Bär

[435] Bär. Ein Raubthier der kalten Zone, das früher auch weiter südlich, ja bis nach Kalabrien und in Griechenland bis an den Parnassus verbreitet war, hat es sich doch, so wie die Menschen sich vermehrten und die Wälder gelichtet wurden, zurückgezogen. Zerstreut findet man Bären noch in der Schweiz, (wahrscheinlich auch in den Pyrenäen) in Tyrol, in Steiermark, in Ungarn und Polen – in den beiden letzten Ländern schon häufiger, und Rußland, Lithauen, Finnland und Schweden sind jetzt seine eigentliche Heimath. Der gewöhnliche Bär ist ausgewachsen, aufrecht stehend zwischen vier und sechs Fuß groß, bald schwarz, bald braun, lebt in der Jugend meistentheils von Früchten, wird jedoch im Alter ein gefährliches Raubthier, welches zur Zeit der Noth sogar Menschen anfällt, sonst aber sich mit Pferden, Stieren und auch mit viel kleinern Thieren begnügt. Man stellt ihm seines prächtigen Pelzes wegen nach, welcher von jungen Thieren zur Wildschur, vor Allem aber zur Ausfütterung von Schlitten, so wie zu Schlittendecken gebraucht wird. Die Russen tapeziren ganze Zimmer damit aus, und es soll bewundernswürdig sein, wie bei der schlechtesten hölzernen Bandung solch eine Pelzbekleidung vor der Kälte schützt. Genießbar ist für die nordischen Völker sein Fleisch überhaupt, für uns sind es jedoch nur die Tatzen, welche gesalzen, mit Pfeffer stark gewürzt, auf Kohlen geröstet werden. Um den unangenehmen Geschmack, den das herabträufelnde Fett ihnen beibringt, zu entfernen, bratet man sie auch wohl in Papillotten, oder in einer Pfanne über Flammenfeuer. Es ist übrigens eine große Seltenheit, wenn eine Hausfrau dazu kommt, ein paar Bärentatzen zu grilliren, weil die Thiere so ziemlich ausgerottet sind. Zu seinem Geschlecht gehört der Eisbär, der Waschbär, der Dachs, der Honigdachs und der Vielfraß.

V.

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Damen Conversations Lexikon, Band 1. Leipzig 1834, S. 435-436.
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