Bauer, Karoline

[463] Bauer, Karoline, eine der lieblichsten und geschätztesten deutschen Schauspielerinnen, wurde den 28. Mai 1808 zu Heidelberg von wohlhabenden Eltern geboren Ihr natürlicher Beruf führte sie zum Theater, sie genoß eine sorgfältige, ihrem künftigen Stande angemessene Erziehung und betrat im November 1822 zum ersten Male zu Karlsruhe die Bühne. Schon dieser erste Versuch gewann ihr die Teilnahme der Kunstfreunde, und so kam es, daß die Direction des neu errichteten konigstädter Theaters zu Berlin 1821[463] ihr ein Engagement anbot, welches sie auch annahm, und so ein Jahr lang Mitglied dieser Bühne ward, welche in dieser Zeit, namentlich durch die Sonntag verherrlicht, ihre Blüthenzeit feierte. Karoline Bauer trat 1825 zur königl. Bühne über und ward der Liebling des Publikums. Obgleich unbescholten vor der Welt, mußte es ihr doch widerfahren, daß ein Abenteurer durch vorgespiegelte Glücksumstände, die sich später als nichtig erwiesen, sie in eine Verbindung bringen wollte, welche durch Entlarvung des Aventuriers zu ihrem Glücke rückgängig ward. – Nachdem sie 1826 zu Hamburg, 1828 zu Königsberg, Riga, Memel und St. Petersburg mit ausgezeichnetem Beifalle gastirt, verließ sie 1829 die Bühne und ging ein den gewöhnlichen Rücksichten nicht zu unterwerfendes Verhältniß ein. Sie lebte unter dem Namen und Range einer Gräfin Montgomery eine Zeit lang zu London und auf ihrem Landsitze in England. Nachdem jene Verbindung durch andere Rücksichten wieder aufgelöst worden war, kehrte sie wieder zur Bühne zurück und trat in ein Engagement bei dem St. Petersburger deutschen Theater. Mitten unter diesem Glückswechsel blieben sich ihre lobenswerthen Charaktereigenschaften immer gleich. Geachtet wegen ihrer Privattugenden, geliebt wegen ihrer künstlerischen Leistungen, befand sie sich noch im Frühjahr 1834 in St. Petersburg, wo es hieß, sie werde ein neues Engagement bei der königstädter Bühne eingehen. – Im Lustspiel ist sie ausgezeichnet, namentlich in den Rollen kecker Frauen, naiver Mädchen, pikanter und schalkhafter Charaktere. Eine reizende Persönlichkeit unterstützt ihre lebenvolle Darstellung. Für hie Tragödie fehlt ihr die Tiefe der Empfindung, die Macht des Organs und der Ausdruck des Schmerzes in den Mienen. Ihr Bildniß ist in dem Taschenbuch »Vergißmeinnicht« von 1830 enthalten.

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Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 1. Leipzig 1834, S. 463-464.
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