Blanca von Bourbon

[83] Blanca von Bourbon, Königin von Castilien, war die Tochter Peter's I., Herzogs von Bourbon. Sie wurde im zartesten Alter mit Peter dem Grausamen, König von Castilien, verlobt Mit Reiz und Anmuth geschmückt, im Hintergrunde das Glück einer blumenreichen Ehe, träumend von tausend halbgeahnet en Seligkeiten, die ihr als Gattin, als Herrscherin erblühen sollten, reichte sie ihm den 9. Juli 1352 in der Abtei Preuilly die [83] Hand. Sie war damals erst 14 Jahr alt. – Aber schmerzlich wurde sie enttäuscht; Peter, der nicht aus Neigung, sondern aus politischen Rücksichten sich mit der holden, kindlichen Schönheit vermählt hatte, war ein rauher, herzloser, jeder zartern Regung unfähiger Mann. Schon in den ersten Tagen der Ehe begegnete er ihr hart, rücksichtslos, behandelte sie mehr wie ein Kind, das man durch Strenge und Drohungen erst erziehen müsse, statt in ihr seine liebende Gattin, welche Tugend, Geist und Schönheit schmückte, zu ehren. Zudem besaß bereits Marie von Padilla, ein ränkevolles Weib, das seine Sinne gefesselt hielt, sein Herz und sein Vertrauen. Er lebte mit ihr im sträflichen Verhältnisse. Als Blanca es einmal wagte, dies Verhältniß zu rügen in gerechter Entrüstung über die Verletzung von Eid und Sitte, wurde sie noch grausamer behandelt und endlich – auf die leere, nichtswürdige Anschuldigung eines Fehltrittes – eingekerkert. Acht Jahre brachte sie im Gefängniß von Medina Sidonia zu. Die Großen des Reichs, entrüstet über Peter's Grausamkeiten und die harte Behandlung seiner edlen Gemahlin, bildeten eine Verschwörung, welche zum Zwecke hatte, den König zu entthronen, ihn sammt seiner verhaßten Geliebten gefangen zu setzen und Blanca zur Regentin zu erheben. Verrätherei vereitelte diesen Anschlag. Die schuldlose Blanca wurde, unter dem Vorwande, Mitwisserin des Complots gewesen zu sein, 1361 auf Peter's Befehl vergiftet. Sie war erst 23 Jahr alt. Später rächten die Franzosen diesen Mord. – Die Schicksale und Leiden dieser unglücklichen Frau würden einem Dichter Stoff zu einem interessanten, historischen Romane geben können.

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Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 2. Leipzig 1834, S. 83-84.
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