Cactus

[238] Cactus, eine Pflanzengattung aus der natürlichen Familie der Cereen, von Linné in die 12. Classe gesetzt. Sie ist sehr reich an verschiedenen Arten, bildet aber doch eine eigene Gruppe, wozu nur noch die Gattung ribes gerechnet werden kann. Der Cactus besteht aus einem einblättrigen, geschuppten Kelch, der mit mehreren Kronenblättern verwachsen ist, unter welchem sich die vielsamige Beere ausbildet. Die meisten Cactusarten findet man im tropischen Amerika, und nur wenige gehen über die Wendekreise hinaus; doch sind jetzt auch mehrere Sorten in Griechenland, Sicilien und im südlichen Spanien einheimisch geworden. Mit Ausnahme von zwei bis drei Arten (Peirescien genannt) haben alle Cacten die Eigenthümlichkeit, daß sie keine Blätter treiben, indem die ganze grüne Oberfläche blattartig ist. Die Abtheilung phyllanthus zeigt zuerst die Neigung zur Blattform; aber diese Blätter sind zugleich Zweige, wie bei dem seit mehreren Jahren in allen Treibhäusern zu findenden cactus elegans. Fast alle Uebrigen haben seltsame, eckige und dornige Gestalten, dabei aber meistentheils schöne Blumen, wie der cactus speciosus, cactusgrandiflorus, und Einige auch schmackhafte Früchte. Man behauptet, daß die Wilden in Florida sich drei Monate des Jahrs bloß von der Frucht des cactus thua nähren. Die Früchte des cactus triangularis und opuntia, unter dem Namen Erdbeer- und Prickelbirne bekannt, sind in Westindien so häufig, wie die Feigen im südlichen Europa. So lange der Baum noch ganz jung ist, steht er aufrecht, aber sobald die Zweige ellenlang geworden, senken sie sich und bilden dreieckige, spannenlange, durch Gelenke verbundene Glieder. – Von den Cactusarten mit kriechendem Stamm ist die gewöhnlichste die Rankendistel aus Südamerika, cactus flagelliformis, deren walzenförmige Zweige dicht mit borstenartigen Stacheln besetzt sind. Vom März bis Juni erscheinen zwischen denselben rosenrothe, vielfach getheilte Blumen. Gegen den Frost verwahrt läßt sich die Pflanze leicht überwintern. Am beliebtesten[238] ist der cactus grandiflorus in Westindien; er ist größer wie der Vorige, sonst demselben ähnlich, nur schwieriger und durch mehr Aufwand von Sonnenwärme zur Blüthe zu bringen. Die Blume entwickelt sich schnell zu einer ungewöhnlichen Größe und Schönheit, wird von innen goldgelb, von außen schneeweiß, und verbreitet einen der Vanille ähnlichen Geruch. Die Blüthe öffnet sich meist Abends und dauert selten bis zum Anbruch des folgenden Tages. Die Blumensprache nennt den Cactus: vielversprechendes, rasch unternehmendes Talent.

L M.

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Damen Conversations Lexikon, Band 2. Leipzig 1834, S. 238-239.
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