Chinesisches Porzellan

[373] Chinesisches Porzellan. Die Grundlage alles Porzellans ist ein Thon, welchen man Kaolin nennt. Diese Masse, wahrscheinlich verwitterter Feldspath, kommt derb, mehr oder weniger fest verbunden, an vielen Orten der Erde vor, Oestreich, Sachsen, Preußen, England, Finnland, China und Japan u. s. w. besitzen dieselbe. Nach der Beschaffenheit des Kaolin ist die Bereitungsart verschieden. Aus diesem nun, und Petuntse, Granit, dessen Feldspath gleichfalls verwittert ist, wird das chinesische Porzellan gewonnen, zu dessen reinster Sorte noch ein drittes Mineral, Hoasche, der feinste Topfstein, kommt. Fast alles chinesische Por, zellan wird in dem großen Dorfe Kink-ta Kink bereitet, in welchem über eine Million Menschen wohnen, die sich nur damit beschäftigen, und 900 Porzellanöfen in Bewegung setzen. Das chinesische Por. zellan ist auf dem Bruch röthlich, mit einem blauen Schmelz glasirt, mit baroken Verzierungen überdeckt, fest, dicht, in der Masse ganz weiß. Eine Abart desselben, nahe bei Canton verfertigt, kam sonst unter dem Namen »indisches Porzellan« zu uns; das japanische unterscheidet sich von dem chinesischen auffallend durch die ganz weiße Glasur, die sehr lebhaften, grellen und bunten Farben der Malerei, die große Feinheit, Und das daher leicht eintretende Zerspringen bei zu großer Hitze. Diese Porzellansorten waren, bevor[373] man dieselben, oder ähnliche in Europa nachahmen lernte, hoch geschätzt. Die Meißner Fabrik, und jetzt die, ihr in nichts nachstehende, in der vortrefflichen Malerei aber weit voran eilende Berliner Porzellanmanufactur, liefern alle Gegenstände, welche sich daraus bereiten lassen – so dem höchsten Luxus, als dem niedrigsten Gebrauch gewidmet, in einer, die Chinesen um Vieles überragenden Vollendung.

–V.

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Damen Conversations Lexikon, Band 2. Leipzig 1834, S. 373-374.
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