[103] Delavigne, Casimir, ein ausgezeichneter elegischer und dramatischer Dichter der Franzosen, dessen Werke sich schon zu der neuern romantischen Schule neigen, wurde zu Havre de Grace 1794 geboren, zeichnete sich bereits als Jüngling durch mehrere Dichtungen aus und dichtete später die Trauerspiele: »die sicilianische Vesper« und den »Paria.« Besonders das letztgenannte Drama wies ihm wegen der dem Gedichte inwohnenden Kraft, Fülle der Gedanken und Bilder, Kühnheit der Auffassung einen hohen Rang unter Frankreichs Dichtern an, in welchem er sich durch seine Lustspiele: »Die Schauspieler« und »die Schule der Alten« namentlich aber durch die Tragödie »Marino Falieri« rühmlichst behauptete. Gleich ausgezeichnet und voll glänzender Eigenschaften sind seine Messéniennes, Elegien, die dem Schicksal Frankreichs, Griechenlands, dem Tode Byron's und andern großen Veranlassungen gesungen wurden Delavigne lebte einige Zeit in der Schweiz, wo er die neuen Messeniennen (1822) dichtete. Er ist Mitglied der franz. Akademie und jetzt in voller Mannskraft noch thätig, eins der glänzendsten Gestirne des franz. Dichterhimmels, ein von seinen Stoffen tiefbegeisterter Sänger, voll Phantasie, Gewalt und Harmonie der Sprache, herzerschütternd in der Elegie, ergreifend in den pathetischen Kraftstellen seiner Tragödien, witzig, elegant, correct, voll Charakteristik in seinen Lustspielen. Die Anerkennung der Nation, wie der Beifall des gebildeten Europa's haben diesem echten Dichter längst schon den wohlerworbenen Lorbeerkranz gereicht.
B.