[113] Deshoulières, Antoinette von, Antoinette du-Ligier-de-la-Garde, eine der liebenswürdigsten Dichterinnen Frankreichs und vorzüglich durch ihre gelungenen Idyllen vortheilhaft bekannt, war 1635 in Paris geboren, wo ihr Vater ein bedeutendes Hofamt bekleidete. Noch sehr jung ward sie an Herrn de La-Fond-de Boisguérin, seigneur Deshoulières verheirathet und verließ mit demselben Frankreich, als er aus Anhänglichkeit an den Prinzen von Condé in spanische Dienste trat; eine allgemeine Amnestie aber, die Ludwig XIV. erließ, rief beide an dessen Hof zurück, und Frau von Deshoulières, die schon früher sich in kleinern Dichtungen versucht hatte, und jetzt in den Umgebungen eines Fléchier, Quinault, beider Corneille, Ménage und andrer berühmter Namen lebte, erregte durch ihre Schönheit und die Anmuth ihres Benehmens ebenso wie durch ihren Reichthum an Geist und Witz die Aufmerksamkeit des Hofes und der großen Welt von Paris. Ihre Idyllen sind die besten, welche die französische Literatur besitzt, und ihre moralischen Betrachtungen werden noch heute geschätzt; mit mehrerem oder minderem Glück versuchte sie sich auch fast in allen andern Gattungen der Poesie; am wenigsten sprechen ihre dramatischen Produkte an. Sie genoß vom Könige einen Jahrgehalt und die Akademie der Ricovrátí von Padua und die von Arles nahmen sie unter ihre Mitglieder auf. Frau von Deshoulières starb in ihrem 59. Jahre am 17. Februar 1694.
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