[388] Gent, Belgiens wichtiger Handelsplatz und Hauptstadt der Provinz Ostflandern, einst die Residenz der Grafen von Flandern und der mächtigen Herzoge von Burgund. Links am Ufer der Schelde von schiffbaren Canälen und Flüssen durchschnitten, erhebt sich Gent wie ein zweites Venedig, dessen Inseldistricte durch mehrere hundert Brücken verbunden sind, und zählt 85,000 Ew. in seinen Mauern. Ebene, reinliche Straßen, besuchte und großartige Plätze, prachtvolle Quais, die mit Gondeln und Kähnen bedeckten Canäle, lebhafter Verkehr und Handel, sowie die sichtbare Wohlhabenheit, machen einen sehr angenehmen Eindruck. Gents Kirchen[388] und Altäre verherrlichen die Namen der niederländischen Maler van Eyk, van Dyk und van der Meeren. Bildungsanstalten, Schulen und Hospitäler finden sich hier wie in den glänzendsten Städten Europa's, aber ganz eigenthümlich erscheint das große Beguinenhaus, le Béguinage, Stift für 800 Frauen und Mädchen, die ohne Gelübde und Nonnentracht dort freie Wohnung und alle Vortheile einer geschlossenen Gemeinschaft genießen, und weiblichen Unterricht ertheilen. Die Stiftung umfaßt in ihren Mauern 104 Häuser, sämmtlich von Beguinen bewohnt, 18 Klöster, eine Kirche, Kapellen, Straßen und Platze. Berühmt ist der Genter Leinwandhandel.
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