Belgien

[490] Belgien, früher ein Bestandtheil des Königreichs der Niederlande, jetzt ein selbstständiges Königreich von 500 Quadrat Meilen und 4,100,000 Menschen. Es grenzt südlich und westlich an Frankreich, nördlich an Holland, östlich an die preußischen Rheinprovinzen. Belgien ist reich an Naturerzeugnissen und seine Industrie blüht durch zahlreiche Fabriken und Manufakturen. Die, größtentheils katholischen Einwohner, sind heftig, eigensinnig, zu Unruhen geneigt, aber auch wieder beharrlich, kräftig und voll jenes Geistes, der sie zur Zeit der Aufstände gegen den spanischen Druck beseelte. In politischer Beziehung sind sie die Nachtreter der Franzosen und die[490] brüsseler Salons verkleinerte Spiegebilder der Pariser. Die Belgier sind ernster und im Allgemeinen religiöser, als die Franzosen. Das Land ist von vielen Flüssen und Kanälen durchschnitten, an der Seeseite tiefer als das Meer, und darum durch Dämme geschützt. Unter den Produkten sind besonders zu bemerken: Schafe, Pferde, Rindvieh, gutes Geflügel, Bienen, Austern, Seefische, viel Getreide, Flachs, Hanf, Krapp, Taback und Hopfen. Im Hennegau sind reiche Eisen- und Steinkohlenlager. Von den Erzeugnissen der Industrie nennen wir vornehmlich: Spitzen (darunter die brüsseler weltberühmt), Tuch, Seide, Leder, Papier, wollene und baumwollene Zeuge. Belgien hat viele, zahlreich bevölkerte Städte, mehrere Universitäten, eine berühmte Heilquelle in Spaa, viele Kunstsammlungen, und weist an Kirchen und Palästen viele Meisterstücke der mittelalterlichen Baukunst auf. Die Sprache der Belgier ist französisch und wallonisch; letzteres ein Gemisch von französisch, deutsch und holländisch.

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Damen Conversations Lexikon, Band 1. Leipzig 1834, S. 490-491.
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