[116] Hähne, Amalie, eine deutsche Contraaltistin von ausgezeichnetem Verdienste, wurde um 1810 in Böhmen geboren, bildete sich unter Salieri und Cicimara und betrat 1829 unter Direction des Grafen Gallenberg im Kärthnerthortheater zum ersten Mal die Bühne. Zur Zeit der italienischen Oper in Wien sangen die ersten Mitglieder derselben: die Pasta, Rubini, Lablache etc., oft in den musikalischen Soireen des Fürsten Metternich; Amalie wirkte häufig mit, und dadurch, so wie durch die specielle Anleitung der berühmten Pasta, legte sie den Grund zu ihrer vortrefflichen Gesangsmethode. Als Dupont Director des genannten Theaters wurde, trat Demoiselle Hähnel aus ihrem Engagement, gastirte 1830 in Prag und Dresden, später auf dem königlichen Theater in Potsdam und wurde 1831 beim königstädter Theater engagirt, [116] woselbst sie noch eine Zierde der Oper ist. Ihre umfangreiche Stimme ist namentlich in der Tiefe von wunderbarem Wohlklang, ihre Coloratur fast tadellos, ihr Recitativ vollendet; besonders glänzt sie im Vortrage elegischer Stellen. So eignet sie sich vorzugsweise für die Altpartien in den neuern italienischen Opern und zur Darstellung von Männerrollen befähigt sie noch besonders eine edle Gestalt, sprechende Physiognomie und gewandtes Spiel. Ihre Hauptpartien sind: Romeo, Arsace, Tancred, Rosine, Norma etc. Schade, daß ihr Rollencyclus bei der Armuth an Altpartien, namentlich in deutschen Opern, so beschränkt ist, und daher Sopranpartien häufig für sie punctirt werden müssen. Gleich wie durch ihr Talent, zeichnet sie sich auch durch die liebenswürdigen Eigenschaften ihres Charakters und ihre über jeden Tadel erhabene Stellung in der bürgerlichen Welt aus.