Kotzebue, Aug. Friedr. Ferdinand von

[207] Kotzebue, Aug. Friedr. Ferdinand von, Aug. Friedr. Ferdinand von, geb. 1761 zu Weimar, entwickelte als Knabe schon große Neigung zum Theater und zur dramatischen Dichtkunst. Als Student in Duisburg, wohin er seiner Schwester gefolgt war, und 1779 in Jena, gab er bereits Proben seines Talents und dichtete damals sein kleines Lustspiel »die Weiber nach der Mode.« Nach vollendeten Studien die juristische Laufbahn wählend, vernachlässigte er deßhalb keineswegs die dramatische Poesie, welche ihm bald einen Namen erwarb. Empfehlungen führten ihn später nach Rußland, wo er 1735 die Würde eines Präsidenten des Gouvernementsmagistrats in Esthland erhielt und in den Adelstand erhoben wurde. Von dort hat eine Reihe von Schriften seine glänzende Darstellungsgabe bewährt. Zu seinen gelungensten Werken gehören, »die Leiden der Ortenbergischen Familie« und seine kleinen gesammelten Schriften, an 20 der vortrefflichsten Luft- und Schauspiele, »Menschenhaß und Reue,« »die Indianer in England,« »der Wirrwarr,« »die Kleinstädter,« »die Korsen,« etc. 1795 nahm er seine Entlassung, wurde 1798 als Hoftheaterdichter nach Wien berufen, verließ dieses nach zwei Jahren, kehrte 1800 nach Rußland zurück und ward dort wider Erwarten arretirt und nach Sibirien transportirt. Sein Drama »Peter's Leibkutscher,« welches dem Kaiser Paul I. in die Hände kam, verschaffte ihm die Freiheit. Er ward zum Hofrath und Director des deutschen Theaters ernannt, nahm aber nach Paul's Tode wieder seine Entlassung und wohnte seitdem bald in Weimar, bald in Jena und Berlin, beschäftigte sich mit den einträglichsten literarischen Arbeiten und fiel endlich durch Sand's Dolchstiche zu Manheim 1819. Dieser betrachtete ihn bei der dämagogischen Richtung[207] der damals studirenden Jugend als ein schädliches Werkzeug despotischer Schlingen für die Freiheit des deutschen Volkes. K. war Vater einer sehr zahlreichen Familie und dreimal verheirathet. 98 Schauspiele hat er der literarischen Welt hinterlassen, von denen viele, Werke des Augenblicks, eben so schnell veralteten, einige aber noch jetzt beliebt sind.

I.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 6. [o.O.] 1836, S. 207-208.
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