Löwe, J. C. G.

[413] Löwe, J. C. G., J. C. G., ein Componist unserer Zeit, mit besonderem Talent für musikalisch-poetische Charakteristik, ausgezeichnet namentlich durch seine Balladencompositionen. Seine Phantasie liebt das Besondere, malerisch Schildernde, oft Gesuchte; ihre Wirkungen beruhen auf origineller Harmonieführung, lebendiger Declamation. Seine Gewandtheit in Behandlung des Textes zeigt den dichterischen Geist, verleitet ihn aber auch oft zu verfehlten Aufgaben. Sein Streben ist Wahrheit des Ausdrucks, wenn auch mit Aufopferung der Schönheit. Als Maler würde er uns Mondscheinlandschaften liefern, mit zerrissenen fliegenden Wolken, grotesken[413] Felsen; im Vordergrunde einsame Marienbilder und schleichende Räuber; als Dichter von ritterlichen Abenteuern, spukhaften Bergschlössern oder von den Geheimnissen des Morgenlandes singen. Weniger glücklich bewegt sich L. in größeren Formen, doch lieferte er als Oratoriencomponist Interessantes; seine Pianofortesachen sind am schwächsten. Löwe ist 1796 zu Löbejün bei Halle geb., widmete sich in Halle unter Türk's Leitung der Musik, nahm nach dessen Tode die Theologie zur Hand, ergriff jedoch bald wieder seinen wahren Beruf. Er wurde 1821 nach Stettin berufen und im folgenden Jahre Musikdirektor. Von seinen Balladen und Gesängen erwähnen wir: »der Wirthin Töchterlein,« »Oluf,« »Goldschmidts Töchterlein,« »hebräische Gesänge,« »Erlkönig,« »Herodes Klage und Mariamne,« »Jephta's Tochter« »das Milchmädchen« etc. Seine Oratorien sind: »die Zerstörung von Jerusalem« und »die Siebenschläfer,« und für Vokalmusik »die eherne Schlange« und »der Apostel.« Seine Oper »die drei Wünsche« wurde von einigen Theatern mit getheiltem Beifall in Scene gesetzt.

k.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 6. [o.O.] 1836, S. 413-414.
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