Labyrinth

[250] Labyrinth, ein berühmter unterirdischer Bau bei der Stadt Knossos auf der Insel Kreta (Kandia), eins der sieben Weltwunder der Alten, dessen Erbauer der kunstfertige Dädalos unter der Regierung König Minos II. war. Das Labyrinth hat allen spätern unter- und oberirdischen Irrgängen den Namen gegeben. Das L. Kreta's gehört der Mythengeschichte an, obschon die von vielen Reisenden beschriebenen Ruinen beweisen, daß es wirklich vorhanden war. Minos bannte in das Labyrinth das von seiner Gemahlin Pasiphaë geborne Ungeheuer, den Minotaurus, dem er jedoch Menschenopfer bringen mußte, bis es dem Heroen Theseus mit Hilfe der Ariadne gelang, den Minotaurus zu tödten und sich selbst wieder aus den vielfach verschlungenen Irrgängen des Labyrinthes herauszufinden. Noch zeigen die Ruinen des Labyrinthes viele schöne Säulen aus parischem Marmor und Trümmer derselben, räthselhafte Gänge; ja man will eine von metallenen Säulen getragene Wölbung gefunden haben, in welcher ein eiserner Trog mit Ketten befindlich, den man für den Aufenthalt des mythischen Minotaurus gehalten hat. Noch verdient das ägyptische Labyrinth, ein großes Gebäude über und unter der Erde, unweit dem See Möris, Erwähnung. Es enthielt zwölf große Säle und 3000 Kammern, Thierkreisbilder, Königsleichen, überhaupt viele Menschen- und Thiermumien.

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Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 6. [o.O.] 1836, S. 250.
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