Mohn

[257] Mohn, in Europa meist nur als Zierpflanze angebaut, liefert im Oriente, seiner Heimath, das berüchtigte Opium, um dessentwillen er dort gepflegt und den Feldfrüchten beigezählt wird. Die Pflanze erreicht daselbst eine Höhe von mehr als 20 F., trägt gefüllte, weiße Blüthen, Köpfe, die nach völliger Reise so groß sind, daß sie zwei Pfund Wasser in sich aufnehmen können, und noch grün aus Einschnitten, die nach gewissen Bestimmungen (s. Opium) in sie gemacht werden, das beliebte Opium auströpfeln. Für das Gewinnen des Samens eignen sich nur die Mohnarten, deren Kapseln sich nicht von selbst öffnen, und zwar achtet man die schwarzen Körner für ergiebiger zum Oelpressen, die weißen für schmackhafter. Der Mohnbau im Großen erfordert einen lockern, das Jahr vorher gedüngten Mittelboden, der sorgfältig bearbeitet sein muß. Im Anfange April geschieht die Aussaat. Die zu dichtstehenden Pflanzen rauft man aus, wie es auch in den Gärten zu geschehen pflegt. Im Alterthume war der Mohn, als Opium spendend und den Bienen angenehm, sehr geschätzt. Sein weißer Same galt geröstet mit Honig für einen Leckerbissen beim Nachtisch, und sollte die Verdauung befördern, weßhalb ihn auch die Landleute auf die mit Ei bestrichene Rinde des Brodes streuten. Die unzähligen Samenkörner seiner Kapseln machten ihn zum Sinnbilde der Fruchtbarkeit, und deßhalb der Juno und Ceres heilig. Der Genuß des Mohns, den Letztere nach der Mythe beim Aufsuchen ihrer verlornen Tochter in Mekome (Sikymon) fand, milderte durch seine einschläfernde Kraft ihren Schmerz, und dieselbe Eigenschaft ließ ihn auch als Attribut der Genien des Schlafes und Todes gelten. Die stark gefüllten, leicht gefaserten Blumen heißen Federmohn. Ranunkelmohn werden die niedrigen Spielarten mit ebenfalls gefüllten Blüthen genannt, deren Petale jedoch glatt, abgerundet und oft mit einem Rande von abstechender Farbe gesäumt, erscheinen.

F.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 7. [o.O.] 1836, S. 257.
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