Mohn

[166] Mohn (der), bestimmter Gartenmohn, zum Unterschiede von dem als Unkraut auf unsern Feldern wachsenden, hochroth blühenden Feldmohn oder der Klatschrose, ist eine aus dem wärmern Theile von Asien stammende Pflanze, welche dort vorzüglich zur Benutzung auf Opium, in Europa aber, besonders in Frankreich und dem westl. Deutschland, des ölreichen Samens wegen angebaut, in ausgesuchten Spielarten aber als Zierpflanze in den Gärten gezogen wird. In Persien und Indien wächst er unter günstigen Verhältnissen weit über mannshoch und trägt mehr als faustgroße Samenköpfe, wird aber bei uns selten über vier F. hoch. Je nachdem die reisen Samenkapseln (Mohnköpfe) sich von selbst öffnen oder nicht, unterscheidet man geschlossenen und Schüttemohn, sowie nach der Farbe des Samens solchen mit schwärzlichem, bläulichem, gräulichem und mit weißem Samen, welcher letztere am meisten im Werthe steht. Zum Anbau im Großen gibt man dem geschlossenen Mohne darum den Vorzug, weil der ungleich eintretenden Reise des Samens wegen bei dem Schüttemohn leicht großer Verlust während der Ernte und noch vorher durch Ausfallen desselben eintritt; doch gibt eigentlich der blaue Schüttemohn den meisten Ertrag. Zum Gedeihen des Mohns ist ein kräftiger, tief aufgelockerter Boden, Feuchtigkeit und Wärme erfoderlich; er muß ferner dünn gesäet werden, damit es den einzelnen Pflanzen nicht an Raum gebricht, sich auszubreiten, in welchem Falle sie nur kleine Köpfe tragen würden; auch ist ihnen das Behäufeln sehr zuträglich. – Das Opium, dessen Gewinnung neuerdings auch in Deutschland versucht und anempfohlen worden ist, erhält man durch in die Schale der halbreifen Mohnköpfe des Abends gemachte leichte Einschmite, aus denen dann über Nacht mehr oder weniger Tropfen des milchartigen Pflanzensafts ausfließen, die am Morgen sorgfältig in irdene Gefäße gesammelt werden, in denen man sie zu einer harzähnlichen Masse verdicken läßt, endlich mehre Pfunde große Stücke daraus formt, welche ein braunröthliches Ansehen haben und einen höchst einträglichen Handelsartikel nach China, der Türkei und andern Gegenden von Asien abgeben. Als Heilmittel wird Opium auch in unsern Apotheken gebraucht, in jenen Ländern aber dient er als ein Mittel, sich zu berauschen, indem der Genuß desselben in ungemein kleiner Menge gleich berauschenden Getränken wirkt, aber auch bei häufiger Wiederholung dieselben traurigen Folgen hat. Denn leidenschaftliche Opiumesser, welche die Türken Theriaki nennen, werden bald zu jedem Geschäft untauglich und erleiden einen frühen Tod. Eine weit geringere Sorte Opium wird noch durch Auskochen und Auspressen der Stengel und Samenkapseln erhalten; den vorzüglichsten aber liefert der weiße Mohn. – Das aus dem Mohnsamen, der auch Magsamen genannt wird, gepreßte Öl sieht blaßgelb, ist am besten, wenn der Same vorher auf einer dazu besonders eingerichteten Mühle entschält worden ist, und hat so angenehmen Geschmack und Geruch, daß es dem Olivenöl sehr nahe kommt und selbst in Frankreich daruntergemengt wird. Sonst wird der Mohnsamen noch als Füllsel für mancherlei Backwerk, auch zu Suppen und andern Speisen verbraucht.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 166.
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