Slaven

[267] Slaven, einer der mächtigsten Völkerstämme Europa's, welcher sich in den ersten Jahrhunderten n. Ch. vom Kaukasus her, über Rußland, Polen und Litthauen bis an die Elbe ausbreitete, später von germanischen Stämmen zurückgedrängt, sich nur in einzelnen Theilen Deutschlands unter dem Namen von Wenden, Obotriten, Czechen, Kassuben, Slawaken etc. festsetzte, und noch jetzt die Hauptbevölkerung von Böhmen, Polen, Rußland, Servien, Kroatien, Slavonien, der Wallachei und Lausitz, und einigen Gegenden von Illyrien, Pommern, Rügen etc. bildet (s. die einzelnen Völkerschaften). Die S. übertrafen an Kultur, besonders im Ackerbau und in den Grundgewerben, fast die andern europ. Volker kaukasischen Ursprungs, [267] und trieben frühzeitig starken Handel, namentlich in der Ostsee. Vor der Einführung des Christenthums war der Priester, vorzüglich der Oberpriester in Arkona auf Rügen (s. Mythologie), der mächtigste Herr in allen slavischen Stämmen. – Hier nur noch Einiges über das besondere Verhältniß der Frauen bei den fl. Nationen, welche die den beiden Geschlechtern eigenthümliche Naturweise fast vertauscht zu haben scheinen. Hier übertrifft die Frau den Mann meistens an Willens- und Geistesstärke und Bestimmung des Willens durch Vorstellungen, und gibt den Impuls zu seinen Handlungen. Daher nehmen die fl. Frauen schon längst einen weit thätigeren Antheil an dem öffentlichen Leben als in andern europ. Ländern, und nur die russ. Frauen (s. Rußland, Frauen) mußten vor Peter dem Großen mehr nach orientalischer Weise eingezogen leben. Sobald sie mündig sind, besitzen und verwalten sie ihr Vermögen, in jeder Beziehung frei von allen Einsprüchen des Mannes, sie üben die gleichen grundherrlichen Rechte auf ihren Besitzungen aus, und bedürfen vor Gericht keines Beistandes von Seiten des Mannes. – Wie meist überall, wurde auch bei den Slaven zuerst durch Frauen das Christenthum eingeführt, so durch die heil. Ludmilla (s. d.) in Böhmen, und durch die heil. Olga in Rußland (s. Rußland, Geschichte).

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Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 9. [o.O.] 1837, S. 267-268.
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