Sophie Wilhelmine, Großherzogin von Baden

[301] Sophie Wilhelmine, Großherzogin von Baden, Wilhelmine, Großherzogin von Baden, eine Tochter des nun verewigten Königs Gustav IV. Adolph und der Markgräfin Friederike Dorothea Wilhelmine von Baden, wurde den 21. Mai 1801 in Schweden geboren. Sie verließ dieß Land in ihrem 8. Jahre, als ihr Vater durch eine gegen ihn ausgebrochene Revolution veranlaßt, die Krone niederlegte, und folgte ihren Eltern in das Vaterland der Mutter, das freundliche Großherzogthum Baden, dessen heiterer Himmelsstrich und südlich fruchtbarer Boden ihrer Kindheit reichen Ersatz für den rauhen Norden bot, wo ihre Wiege gestanden hatte, da sich auf ihm durch Liebe und daraus hervorgehendes häusliches Glück eine schöne Zukunft und eine sichere Heimath begründete. Die Ehescheidung ihrer Eltern, die nach dem Willen[301] des Königs (der seitdem als Obrist Gustavson in das Privatleben zurück trat), den 17. Februar 1812 erfolgte, überließ die Erziehung der Kinder ganz ihrer trefflichen Mutter, die aus den bitteren Erfahrungen, welche sie von der Nichtigkeit irdischer Hoheit und vom Wechsel des Glücks gemacht hatte, nur noch geläuterter und veredelter hervorgegangen war. Eine edle Einfachheit vereinigte sich mit wahrer Würde in ihrem Wesen. Beides trug sie als schönes Erbtheil auf ihre Kinder über, und als ein früher Tod sie am 25. September 1826 aus dem Leben abrief, durfte sie die Beruhigung mit sich nehmen, die Prinzessin Sophie Wilhelmine ganz nach ihrem Herzen versorgt zu wissen. Denn dieser wurde das Fürstentöchtern so selten zu Theil werdende Loos, ihren Gemahl, den jetzigen Großherzog von Baden, schon lange vorher genau kennen zu lernen, ehe sie ihm ihre Hand gab, und sie vertraute ihm daher nicht aus Gründen der Convenienz, sondern aus voller Ueberzeugung und aus inniger Neigung ihr Schicksal an. Diese Ehe, geschlossen den 25. Juli 1819, ist eine nie versiegende Quelle der vollkommensten Zufriedenheit für beide Ehegatten. Von hoffnungsvollen Kindern gesegnet, und ihre Freuden nicht im Glanz bunter Zerstreuungen suchend, ist sie in ihren prunklosen, dem stillen häuslichen Glück und dem Wohl des Ganzen gewidmeten Dasein für das Land ein Beispiel der reinsten Sittlichkeit, dessen segensreiche Folgen sich noch auf kommende Generationen wohlthuend erstrecken werden.

A.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 9. [o.O.] 1837, S. 301-302.
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