[302] Sophisten, hießen jene klügelnden und spitzfindigen Redner und Philosophen, welche um die Mitte des 5. Jahrh. v. Chr. in Griechenland, namentlich in ihrem Hauptsitze, dem gleißenden Athen, ihr oft großes Talent an die Mittheilung und Ausübung der trüglichen Kunst verschwendeten: mit allerhand Trugschlüssen, seinen Wendungen und subtilen Deuteleien für und wider dieselbe Sache zu sprechen; daher wir noch jetzt die Worte sophistisch, Sophisma, Sophistik gleichbedeutend mit spitzfindig, Trugschluß, Scheinweisheit gebrauchen. In Besitz einer zwar vielseitigen[302] und eleganten, aber nur flachen Bildung, leugneten sie, gleich den Skeptikern (s. d.), daß es eine Wahrheit an sich gebe; und erst dem weisen Sokrates (s. d.) gelang es, sie in ihrer ganzen Hohlheit zu entlarven. Zu den berühmtesten unter denselben gehören Gorgias, Protagoras und Prodikus.