[474] Young, Edward. Die bloße Nennung dieses Namens versetzt in eine feierliche, düster-ernste Stimmung. Es scheinen Nebel um uns aufzusteigen und die Nacht mit allen Schauern und erhabenen Schrecken umdämmert unsere Phantasie. Y. war der Sohn eines Landpfarrers in Hampshire, und ward zu Upham bei Winchester 1681 geb. Seine Neigung, dem Geheimnißvollen und Ernsten sich hinzugeben, veranlaßte ihn, den Rechtswissenschaften, deren Studium er zu Oxford betrieb, zu entsagen und der Theologie sich hinzugeben. Anlage zur Poesie ließ ihn ziemlich frühzeitig einige Trauerspiele schreiben, die er von 1719 an herausgab. Drei derselben »Busiris,« »die Rache« und »die Brüder,« sind bekannt und das Letztere auch von I. H. Schlegel ins Deutsche übersetzt worden. Alle diese Arbeiten leiden bei sonstigen anerkennenswerthen Vorzügen an einem zu überwiegenden Bilderreichthum, wodurch oft der Gedanke erdrückt wird. Y. ward 1728 Kapellan König Georg's 11., erhielt zwei Jahre darauf eine einträgliche Pfründe und verheirathete sich. Der plötzliche Tod seiner Gattin und ihrer beiden Kinder erster Ehe gab ihm den Stoff zu dem berühmten Gedicht: »The complaint or nigthtoughts,« das auch einige Male unter dem Titel: »Nachtgedanken« ins Deutsche übersetzt worden ist, zuletzt und wohl am glücklichsten 1825 vom Grafen Benzel-Sternau. Auch in diesem großartigen Product eines poetischen Gemüthes ermüdet die Menge der Bilder, die oft das Fremdartigste mit einander verbindend, unverständlich werden und in Schwulst ausarten. Y. starb auf seiner Pfarrei zu Wetwyn 1760. Seine ganze Erscheinung soll etwas Feierlich-Erhabenes an sich gehabt haben, was jedoch keineswegs der Liebenswürdigkeit Eintrag that. Der Grundzug seiner Natur war eine Tiefe, fast an Schwärmerei streifende Religiosität.
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