[772] Young (Edward), der vornehmlich als Verfasser der »Nachtgedanken« bekannte engl. Dichter, war der Sohn eines Landpredigers und 1681 zu Upham bei Winchester geboren. Er sollte in Oxford die Rechte studiren, ward aber vorzugsweise von dichterischen Arbeiten angezogen und gab seit 1719 drei Trauerspiele: »Busiris«, »Die Rache« und »Die Brüder«, heraus, versuchte sich auch in moralischen und religiösen Gedichten, wie er z.B. das jüngste Gericht zum Gegenstande eines Gedichtes machte, und schrieb auch Satiren über die Ruhmsucht. Im J. 1727 trat er aus eigner Wahl in den geistlichen Stand und wurde nachher Hofkaplan Georg II. Der Tod seiner Gattin und ihrer zwei Kinder erster Ehe wurden die Veranlassung zu seinen berühmten »Nachtgedanken«, welche mehrmals, zuletzt vom Grafen von Benzel-Sternau (Frankf. 1825) und von Schmidt (Dres. d. 1825) ins Deutsche übersetzt worden sind und nach ihrem ersten Bekanntwerden eine Menge gehaltloser Nachahmungen verursachten. Die Vergänglichkeit irdischer Dinge, das Laster, die Bestimmung des Menschen, Tod und Unsterblichkeit sind Gegenstände ihrer Betrachtungen und so sehr sie auch stellenweise der Vorwurf der Eintönigkeit und des Gesuchten trifft, enthalten sie doch auch einen Reichthum an kühnen und überraschenden Gedanken und Anschauungen. Seine Trauerspiele blieben nicht ohne Beifall, theilen jedoch den Fehler seiner übrigen Dichtungen, daß sie zu sehr nach Sentenzen und unerhörten Bildern haschen und über dem Bestreben feierlich und erhaben zu sein, oft zu schwülstig werden. Y. starb 1763 auf seiner Pfarrei zu Welwyn.