[621] Verbindung: Zusammenfügung einer Mannigfaltigkeit zu einem Ganzen, zu einer Einheit, Zusammenhang von Teilen (s. d.) in einer Totalität. Durch ihre Wechselwirkungen sind alle Dinge zur Einheit des Universums verbunden. Im Bewußtsein (s. d.) stellt associative und apperceptive Synthese (s. d.) psychische Verbindungen her, so aber, daß das Bewußtsein von Anfang ein noch undifferenziertes Ganzes ist, das sich in Elemente gliedert, die nun aufs neue zur Einheit verbunden werden.
FEDER erklärt: »In Verbindung oder im Zusammenhange sind Dinge nach der gemeinen Bedeutung dieser Worte, wenn sie aneinander grenzen, aufeinander fortfuhren, auseinander entspringen, einen Einfluß ineinander haben.« Die [621] Philosophie unterscheidet ideale und reale Verbindung. »Eine Verbindung, die die Dinge nur in der Vorstellung bekommen, heißt ideale Verbindung oder idealer Zusammenhang. Diejenige aber, die sie auch außer der Vorstellung haben, heißt reell« (Log. u. Met. S. 252 f.). – Nach KANT ist die Verbindung des Mannigfaltigen im Bewußtsein erst ein Product der Synthesis (s. d.) des Geistes, welcher den Stoff der Empfindungen nach der ihm ureigenen Gesetzmäßigkeit formt (s. A priori, Anschauungsformen, Kategorien. Alle Verbindung ist »Zusammensetzung (compositio) oder Verknüpfung (nexus)«. »Die erstere ist die Synthesis des Mannigfaltigen, was nicht notwendig zueinander gehört... und dergleichen ist die Synthesis des Gleichartigen in allem, was mathematisch erwogen werden kann (welche Synthesis wiederum in die der Aggregation und Coalition eingeteilt werden kann, davon die erstere auf extensive, die andere auf intensive Größen gerichtet ist). Die zweite Verbindung (nexus) ist die Synthesis des Mannigfaltigen, sofern es notwendig zueinander gehört, wie z.B. das Accidens zu irgend einer Substanz, oder die Wirkung zu der Ursache – mithin auch als ungleichartig doch a priori verbunden vorgestellt wird, welche Verbindung, weil sie nicht willkürlich ist, ich darum dynamisch nenne, weil sie die Verbindung des Daseins des Mannigfaltigen betrifft (die wiederum in die physische der Erscheinungen untereinander und metaphysische, ihre Verbindung im Erkenntnisvermögen a priori, eingeteilt werden kann)« (Krit. d. rein. Vern. S. 158, Anwerk.). – Nach HILLEBRAND ist die Verbindung der Wesen »nur der bestimmte Ausdruck der realen Unterordnung mehrerer Substanzen« (Philos. d. Geist. I, 23). – Nach FRIES entspringen die Vorstellungen des Allgemeinen und der Verbindung »aus der Selbsttätigkeit der reinen Vernunft. das Denken des Verstandes setzt sie als gegeben in der Vernunft voraus und beobachtet sie in dieser« (Syst. d. Log. S. 94). Dagegen meint HERBART: »Die Verbindung des Mannigfaltigen geschieht gar nicht durch irgend etwas, das man einen Actus nennen könnte, am wenigsten durch einen Act der Spontaneität. – sie ist der unmittelbare Erfolg der Einheit der Seele. Die Verbindung des Mannigfaltigen richtet sich ferner allemal nach der Art und Weise, wie die sinnlichen Eindrücke zusammentreffen – sie ist gegeben« (Lehrb. zur Psychol.3, S. 49). Nach BENEKE bleiben von dem »Gegeneinander-überfließen der beweglichen Elemente« Spuren (s. d.) in der Seele zurück, »und hierdurch werden, wie alle dauernden Verbindungen, so namentlich auch die Verbindungen ungleichartiger Gebilde zu Gruppen und Reihen... begründet« (Lehrb. d. Psychol. § 34). Diese Verbindungen sind etwas im Innern der Seele Reales (ib., vgl. §145 ff.). – Nach A. RIEHL ist alle objective Verbindung die »Synthese des Bewußtseins durch seine Identität« (Philos. Krit. II 1, 234). Daß die Synthese (s. d.) eine notwendige Bedingung der Bewußtseinsverbindungen ist, betont u. a. auch HÖFFDING (Psychol.2, S. 153). Nach L. T. HOBHOUSE ist die Verknüpfung der Elemente schon in der Wahrnehmung gegeben (The theory of knowledge, 1896). KÜLPE unterscheidet zwei Arten psychischer Verbindung: Verschmelzung und Verknüpfung. »Jene ist die innigere, diese die losere Verbindung. Eine Verschmelzung tritt dann ein, wenn die sich vereinigenden Qualitäten mehr oder weniger hinter dem Gesamteindruck, den sie bilden, zurücktreten, wenn sie also sämtlich oder teilweise durch die Verbindung an ihrer Deutlichkeit Einbuße erleiden. Der Gesamteindruck kann hierbei eine Art Resultante gleichwertiger Qualitäten sein oder unter der Herrschaft eines oder mehrerer prävalierender Elemente stehen. Eine gleichzeitige[622] Verbindung von Tönen darf als typisches Beispiel einer Verschmelzung gelten. Von einer Verknüpfung dagegen reden um, wenn die Erkennbarkeit der einzelnen Qualitäten entweder durch ihre Verbindung nicht leidet, sie also in voller Selbständigkeit erhalten bleibt, oder sogar erhöht wird. Die Bildung eines qualitativen Gesamteindrucks wird hier mehr oder weniger erschwert durch die ungeminderte Geltung der elementaren Bestandteile. Als typisches Beispiel der Verknüpfung kann der sog. simultane Farbencontrast gelten, die Verbindung von verschiedenen nebeneinander bestehenden Farbenempfindungen« (Gr. d. Psychol. S. 21 f.). K. GROOS unterscheidet drei Hauptklassen von psychischen Verbindungen: Verwachsungen oder Verwebungen, Verknüpfungen, bewußte Beziehungen (wie E. SCHRADER) (Der ästhet. Genuß, S. 25). – Unter einer (socialen) Verbindung versteht F. TÖNNIES die durch das positive Verhältnis von Förderungen gebildete Gruppe von Willen (Gemeinsch. u. Gesellsch. B. 3). Vgl. Gebilde, Verknüpfung, Verschmelzung, Synthese.