Kamm

[472] Kamm, lat. pecten, franz. peigne, engl. comb. Schon in vorgeschichtlicher Zeit benutzte man zur Pflege des Haupt- und Barthaares eine Art Kamm von Holz, Horn, Knochen oder Elfenbein; auch kommt er als Haarschmuck bei Frauen fast überall vor, in den mannigfaltigsten Formen und aus den verschiedensten Stoffen gearbeitet. Im klassischen Altertum, wie auch im Mittelalter findet man ihn häufig kunstreich aus Elfenbein oder Buchsbaum geschnitzt, mehr hoch als breit, ein- oder zweireihig gezahnt. Bei den einfachen ist der obere, bei den Doppelkämmen der mittlere flache Teil mit Reliefs oder Ornamenten geschmückt. Der Kamm Karls d. Gr. wird angeblich im Dome zu Osnabrück, der Bartkamm Heinrich I. im Zither (Schatzkammer) der Schlosskirche zu Quedlinburg aufbewahrt, der des heil. Ulrich in Augsburg etc. Man sieht daraus, dass dieses jetzt geringgeschätzte Gerät früher wohl in höheren Ehren stand. Dasselbe gilt namentlich auch vom Konsekrationskamm der Bischöfe und Priester, der bis ins 13. Jahrhundert eine kirchliche Bedeutung hatte. Der Messkamm wurde vor der Messe zum Ordnen der Haare gebraucht, der Konsekrationskamm nach der Salbung der Bischöfe. Er wurde sorgsam aufbewahrt und dem Träger ins Grab mitgegeben.

Quelle:
Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 472.
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