Monogramm Christi

[664] Monogramm Christi heisst die als Inschrift überaus häufig angewandte abgekürzte Bezeichnung der Namen Christus, Jesus Christus und Jesus.

I. Für den Namen Christus wird das Monogramm aus X und P (die griechischen Majuskeln des lateinischen Ch und R) und zwar in doppelter Weise zusammengesetzt, indem das P mitten in das X hingesetzt, das letztere aber entweder stehend × oder liegend + genommen wird. Mit der letzteren Form nahe verwandt ist das ägyptische Henkelkreuz ♀, das Zeichen des Lebens, das von ägyptischen Christen geradezu statt des Kreuzes gebraucht wurde; die andere Form Monogramm Christi ist heidnischen Ursprungs und findet sich lange vor Christus auf Münzen des griechischen Altertums. Als christliches Zeichen bedienen sich zuerst Privatdenkmäler des Monogramms, wie Grabdenkmäler, Grabgeräte, z.B. Lampen und Glasgefässe, Sarkophage, dann auch geschnittene Steine und Ringe; auf öffentliche Denkmäler geht das Monogramm durch Kaiser Konstantin d. Gr. über, welcher dasselbe in das Labarum, die kaiserliche Standarte, auf seinen Helm und auf die Schilde der Soldaten setzen liess; auch auf Münzen und öffentlichen Bauwerken erscheint das Zeichen von jetzt an häufig.

II. Für die Namen Jesus Christus heisst das Monogramm im Griechischen Monogramm Christi im Lateinischen IHS Monogramm Christi, wo also die ersten beiden Buchstaben dem griechischen, der dritte dem lateinischen Alphabet entnommen ist. Es findet sich auf Münzen, in Inschriften und Bildwerken, Malereien, namentlich Miniaturen, karolingischen Handschriften sowie in Tafelgemälden des Mittelalters.

III. Für den Namen Jesus heisst im Griechischen das Monogramm Monogramm Christi, im Abendlande IHS; das letztere gewann seit dem Ausgange des Mittelalters grosses Ansehen und populäre Verbreitung durch Bernhardin von Siena, der in Predigten, die er im Anfang des 15. Jahrhunderts in verschiedenen Städten hielt, zum Schluss eine Tafel mit diesem Namenszuge in goldenen Buchstaben, von Sonnenstrahlen rings umgeben, zur Verehrung ausstellte. Auch die Jesuiten haben sich dieses Monogramm angeeignet. Piper in Herzogs Real-Encykl.

Monogramme der Künstler finden sich seit dem 14. Jahrh., ähnlich den Steinmetzzeichen, auf Erzgüssen, Schnitzwerken, besonders auf Gemälden, Kupferstichen und Holzschnitten. Sie bestehen entweder aus Anfangsbuchstaben der Namen, aus Wappenbildern der Meister, aus Hausmarken oder andern willkürlich gewählten Zeichen.

Quelle:
Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 664.
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