Schmucksachen

[899] Schmucksachen. Dass die Verarbeitung des Metalls bei den Germanen, denen sonst Handarbeit als eines freien Mannes unwürdig vorkam, in hohem Ansehen stand, bezeugt der Umstand, dass manche Halbgottheiten unter der Gestalt von Schmieden gedacht wurden, so Wieland und die Zwerge. Die erste Ehre der Schmiedekunst betraf zwar das Schwert und den Pflug, daneben aber auch mannigfachen Schmuck,[899] wie denn Wieland dem König Neithart Schwerter und Bauge, Brustspangen und Ringe schmieden muss. Die erste Stelle unter dem Geschmeide nehmen die Bauge ein, dann die Finger- und Armringe (siehe den Artikel Ring), Halsringe und anderer Halsschmuck, Steinchen, Thonkügelchen, Beinstückchen, Muschelschalscheiden, Zähne und Glasflussperlen, die auf Fäden gereiht sind; auch Bernstein wird dazu verwandt. In Skandinavien werden echte oder nachgemachte byzantinische Medaillen und Goldmünzen mit Öhren am Halse getragen. Halbmondförmiges Geschmeide kommt aus Gold, Silber und Bronze vor. Ketten sind in früherer Zeit selten, erst im späteren Mittelalter sind zierliche Halskettchen beliebt. Der Anhang am Halsband erweitert sich zum Brustgeschmeide, das sehr mannigfache Formen aufweist, die Gewandnadeln oder Fibeln, Rüsche, Broschen, mhd. bratsche oder brêtse, aus franz. broche, fürspan: es sind entweder dem Dorn nachgebildete Nadeln mit Widerhaken, oder Sicherheitsnadeln mit Bügeln, diese letzteren oft als rohes, phantastisches Tierbild behandelt; seltener ist die Schild- oder ovale Schalenform. Statt der Nadeln kommen auch Scheibenfibeln vor, die aus einer runden metallenen Platte mit hinten befestigtem Dorn bestehen. In der höfischen Zeit steckte das fürspan am Hemd oder am Rock, als Scheibe oder Vierblatt oder Rosette, Raute und Schildform gebildet. Andere Schmucksachen sind Ohrringe. Zum Haarschmuck gehört der Kamm (siehe den bes. Artikel), Haarnadeln aus Gold, Silber und Erz. Zur Festhaltung der Scheitelung und des Haares, auf welche die höfische Mode viel gab, wurde ein Stirnstreifen um die Haare gelegt, mhd. undirbant, scregiblant, scheitelbant, hârbant, oft auch schapel, womit man sonst auch den Kranz benennt. Weinhold, deutsche Frauen, 2. Aufl. II. S. 298 ff. Vgl. Schultz, Höfisches Leben, Bd. I. Abschnitt III.

Quelle:
Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 899-900.
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