Aleander

[105] Aleander, Sohn des armen Grafen von Leandro, erwarb sich schon als Jüngling den Ruhm ausgebreiteter Gelehrsamkeit, wurde Lehrer der Philologie in Venedig, in Paris, wo er die Weihen erhielt, in Orleans, dann Kanzler des Bischofs von Lüttich und Domherr an dessen Kathedrale. Leo X. machte ihn zum Bibliothekar am Vatican und schickte ihn 1520 als Nuntius nach Deutschland. Hier arbeitete er mit Einsicht und Kraft der Reformation entgegen, bekanntlich ohne wesentlichen Erfolg; er hielt auf dem Wormser Reichstage eine dreistündige Rede gegen Luther und soll auch dessen Achtserklärung verfaßt haben. Darauf begab er sich in die Niederlande und später als Nuntius zu Franz I. nach Frankreich, mit dem er bei Pavia 1525 gefangen wurde. Clemens VII. schickte ihn, nachdem A. sich nur kurze Zeit in Brindisi aufgehalten hatten, dessen Erzb. er 1524 geworden war, 1531 als Legaten nach Deutschland; Paul III. erhob ihn zum Cardinal und übertrug ihm abermals eine Sendung nach Deutschland 1539. Er st. 1542 in Rom, mit Ausarbeitung von Rathschlägen für ein allgem. Concilium beschäftigt. – A. gab ein lexicon graeco-latinum heraus, das beste seiner Zeit, kleinere philolog. Schriften und religiöse Gedichte.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 105.
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